Hrsg. Verein zur Förderung unabhängiger journalistischer Berichterstattung e.V.

Free21 Magazin Oktober 2025
Im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter...

EDITORIAL

Schwanengesang 

Liebe Leserinnen, liebe Leser, nach sechs Jahren als Chefredakteur von Free21 werde ich zum Jahresende diese Tätigkeit beenden. Der Vorstand des Vereines unserer Publikation hat sich außerdem dazu entschlossen, den Verein aufzulösen. Die Rahmenbedingungen für kritische Medien sind in Deutschland zunehmend existenzgefährdend. 

Die deutsche und europäische Politik sucht nach immer neuen Vorwänden, um Zensurmaßnahmen durchführen zu können, die sie als Schutz der Demokratie bezeichnet. Weite Teile der Öffentlichkeit, inklusive der deutschen Journalistenverbände, kämpfen nicht gegen diese Entwicklung an, sondern begrüßen und unterstützen sie. Die EU-Sanktionen gegen verschiedene Journalisten, darunter deutsche, aber auch kolonialistische Maßnahmen gegen afrikanische Kollegen auf französischen Wunsch, haben einen Zustand der Rechtlosigkeit hergestellt, der in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel ist. 

Wer in Deutschland die Außenpolitik Deutschlands, der EU, der NATO und des Westens im Allgemeinen als das kritisiert, was sie ist, nämlich hirntot, zukunftsunfähig und kriegsvorbereitend, muss mit allem rechnen, nur nicht mit dem Grundrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit. 

In diesem Heft veröffentlichen wir mit dem ersten und letzten Artikel zwei Schlaglichter auf diese Entwicklung. Zum Einen den Aufsatz des einflussreichen russischen Intellektuellen und Präsidentenberaters Sergej Karaganow, der auch Kuratoriumsmitglied der Ende 2023 aufgelösten Alfred Herrhausen Gesellschaft der Deutschen Bank war. 

Karaganow fordert die vollkommene Abkehr Russland vom Westen, auf allen Gebieten – das Ende einer mehr als 200-jährigen Fehlentwicklung, wie er es nennt und die Neuausrichtung der russischen Beziehungen nach Süden und Osten. Seine Vorschläge sind wohl die Blaupause für die zukünftige russische Außenpolitik. 

Zur gleichen Zeit hofft NATOstan weiter auf den Sieg im Ukrainekrieg, oder doch wenigstens seine Fortsetzung bis zum letzten Ukrainer, und arbeitet an einem Regime Change in Russland mit nachfolgender Zerschlagung des größten Flächenstaates der Welt in viele Einzelstaaten. Das ist das Revival der gescheiterten CIA und MI6 Rollback Planung aus den späten 40er und frühen 50er Jahren, damals wie heute mit der Nutzung von Nazis. Die Briten sind dabei mit den baltischen Giftzwergen und der Ukraine federführend in einer degenerierten EU, die sie deswegen angeblich verlassen haben.

Der Westen ist andererseits unfähig, die Israelis am fortgesetzten Völkermord in Gaza zu hindern, sowie an der Ermordung von unzähligen Verhandlungsführern und Journalisten auf mindestens sieben Schlachtfeldern. Er kann aber die Waffen für die Verbrechen liefern. Das wird als „moralische und feministische Außenpolitik“ bezeichnet. Und als deutsche Staatsräson. 

Der Werte-Westen macht sich damit vier Fünftel der internationalen Gemeinschaft zu Gegnern und Feinden und verspielt den Rest seiner Glaubwürdigkeit, falls noch vorhanden. 

Der letzte Artikel dieses Heftes von Suzie Dawson beschreibt im Detail, wie es ist, wenn man in die Mühlen der westlichen „Drei-Buchstaben-Suppe“ gerät. Die ehemalige Vorsitzende der neuseeländischen Internetpartei und weltberühmte Unterstützerin von Julian Assange lebt heute im Moskauer Exil. Eine genaue Lektüre des Artikels hilft Ihnen bei der Mustererkennung, ob Sie selbst bereits Objekt geheimdienstlicher Zersetzung geworden sind.

In einem Satz zusammengefasst: Der Westen ist zu jener Seuche geworden, als deren Heilung er sich früher ausgegeben hat.

Dirk Pohlmann, Chefredakteur Free21

Inhalt der Ausgabe

GEOPOLITIK

4 Logistik für den Großraum Eurasien
Russland hat seine über Jahrhunderte andauernde Hinwendung zum Westen aufgegeben und strebt danach, den Großraum Eurasien zu entwickeln. Es sieht seine im Osten und Süden. Was dazu notwendig ist, beschreibt Sergey Karaganov

MEDIEN

8 Das Argument für Medientransparenz
in der EU ist gerade sexy geworden Die EU gibt Hunderte Millionen Euro an Medien und Journalisten, um eine positive Berichterstattung über sich zu erhalten. Das Ganze unter dem Deckmantel der „Bekämpfung von Desinformation“. Über die kürzlich veröffentlichte Studie von Thomas Fazi berichtet Martin Jay

11 Chatkontrolle: Der größte Angriff auf die Privatsphäre seit der Vorratsdatenspeicherung
Die Europäische Union treibt die Chatkontrolle voran, welche die private Kommunikation überwachen soll. Angeblich zum Schutz von Kindern vor Missbrauch, wird
so die Privatssphäre abgeschafft. Von Günther Burbach

GESCHICHTE

13 August 1914: Der verzerrte Ursprung unserer Gegenwart
Ist die Welt wirklich in den Ersten Weltkrieg hinein geschlafwandelt oder ist er absichtlich herbeigeführt worden? Eine Analyse von Wolfgang Effenberger

GESELLSCHAFT

26 Die Friedensbewegung ist keine Massenbewegung
Warum ist die Friedensbewegung in diesen Zeiten, in denen die verantwortlichen Politiker immer lauter nach Krieg und Aufrüstung schreien, keine Massenbewegung?
Diese Frage analysiert der Psychologe Jürgen Mietz

38 Die Machtverschiebung vom Staat zum Bürger
Über die Medien wird versucht, die Bürger durch Überhöhung elitärer Partikularinteressen zu spalten. Leben wir also das Gegenteil von „divide et impera“?, fragen Jimmy C. Gerum und Jan Veil

TERROR

21 COINTELPRO-Operationen trugen zur Schaffung der heutigen dystopischen politischen Landschaft bei
Während der McCarthy-Ära unterwanderte das FBI im Rahmen von COINTELPRO linke Parteien, Gruppen und soziale Bewegungen und versuchte diese Gruppierungen zu zerstören und zu spalten. Mit der Gründung eigener geheimdienstnaher Gruppierungen verfolgte man die Strategie der Spannung und formte die dystopsche
politische Landschaft von heute, meint Jeremy Kuzmarov

42 Im Visier der Geheimdienste: Tagebuch einer FBI Zielperson.
Die neuseeländische Aktivistin und Journalistin Suzie Dawson geriet wegen ihres Engagements für die Occupy-Bewegung und der Unterstützung von Julian
Assange ins Visier der Geheimdienste. Sie beschreibt mit welchen Methoden sie überwacht und terrorisiert wurde. Von Suzie Dawson

A. Briefing: Kernthemen und Analysen aus dem Free21-Magazin, Ausgabe Oktober 2025

Executive Summary

Dieses Briefing fasst die zentralen Thesen und Analysen der Oktoberausgabe 2025 des Magazins „Free21“ zusammen. Die Publikation zeichnet ein kritisches Bild der westlichen Welt, die als politisch, moralisch und wirtschaftlich im Niedergang begriffen dargestellt wird. Ein Leitmotiv ist der Vorwurf, dass westliche Eliten zur Aufrechterhaltung ihrer Macht zunehmend auf Zensur, Propaganda, Massenüberwachung und verdeckte Operationen zur Neutralisierung von Dissens zurückgreifen. Die angekündigte Auflösung des Trägervereins des Magazins zum Jahresende 2025 wird als direktes Symptom dieses repressiven Umfelds für kritische Medien in Deutschland und Europa dargestellt.

Die zentralen Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Geopolitische Wende: Russland vollzieht unter der intellektuellen Führung von Denkern wie Sergey Karaganov eine strategische und endgültige Abkehr vom Westen. Die Zukunft des Landes wird in der Entwicklung eines eurasischen Großraums gesehen, der sich nach Osten und Süden orientiert. Dies beinhaltet massive Infrastrukturprojekte wie Nord-Süd-Transportkorridore in Sibirien, um die westliche Seeherrschaft zu umgehen und eine neue, souveräne russische Elite zu formen.
  2. Systematische Medienmanipulation: Die Europäische Union wird beschuldigt, systematisch Hunderte Millionen Euro einzusetzen, um durch direkte Finanzierungen, die Bereitstellung von Infrastruktur und die Schaffung EU-loyaler Nachrichtenplattformen eine positive Berichterstattung zu erkaufen. Diese Praxis wird unter dem Deckmantel der „Bekämpfung von Desinformation“ verschleiert und dient der Propagierung eines EU-konformen Narrativs.
  3. Angriff auf die Privatsphäre: Mit dem Gesetzesvorhaben zur „Chatkontrolle“ treibt die EU einen massiven Angriff auf die Privatsphäre voran. Unter dem Vorwand des Kinderschutzes soll eine Infrastruktur für das anlasslose Scannen privater Kommunikation auf allen Endgeräten geschaffen werden, was als Schritt in einen totalitären Überwachungsstaat kritisiert wird.
  4. Verdeckte staatliche Kriegsführung gegen Dissens: Anhand von zwei detaillierten Fallstudien – der geheimdienstlichen Schaffung der „Symbionese Liberation Army“ (SLA) in den 1970er Jahren und dem persönlichen Zeugnis der Journalistin Suzie Dawson – wird die These aufgestellt, dass westliche Geheimdienste gezielt verdeckte Operationen durchführen, um linke und oppositionelle Bewegungen zu unterwandern, zu diskreditieren und zu zerschlagen. Die beschriebenen Methoden reichen von psychologischer Kriegsführung und Sabotage bis hin zu Mordversuchen.
  5. Revision der Geschichtsschreibung: Die gängige historische Erzählung über die Ursachen des Ersten Weltkriegs wird als von den Siegermächten gesteuertes Narrativ kritisiert. Anstelle einer deutschen Alleinschuld wird eine langfristig und akribisch geplante Einkreisungspolitik Großbritanniens postuliert, die primär von wirtschaftlichen Ängsten vor der aufstrebenden deutschen Industrie getrieben war.
  6. Gelähmte Zivilgesellschaft: Die Schwäche aktueller Protest- und Friedensbewegungen wird auf eine Kombination aus jahrzehntelanger neoliberaler Atomisierung der Gesellschaft, einer psychohistorisch bedingten „Kultur der Unterwerfung“ in Deutschland und der gezielten Spaltung der Opposition durch elitäre Informationskriege zurückgeführt. Eine Machtverschiebung vom Staat zum Bürger durch digitale Vernetzung wird als potenzielle Zukunftsvision, ein reformierter öffentlich-rechtlicher Rundfunk als deren entscheidender Hebel dargestellt.

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Detaillierte Analyse der Kernthemen

I. Geopolitische Neuausrichtung: Russlands Abkehr vom Westen

Der Artikel „Die Logistik für den Großraum Eurasien“ von Sergey Karaganov, einem einflussreichen russischen Intellektuellen und Präsidentenberater, wird als Blaupause für die zukünftige russische Außenpolitik präsentiert.

  • Strategische Vision: Karaganov argumentiert, dass Russlands dreihundertjährige Hinwendung zu Europa beendet sei – eine Fehlentwicklung, die schwere Tragödien des 20. Jahrhunderts verursacht habe. Die Zukunft Russlands liege im Süden und Osten.
  • Kritik am Westen: Die europäischen Eliten werden als „globalistisch-kompradorisch“ und in allen Bereichen (moralisch, wirtschaftlich, politisch) versagend beschrieben. Sie benötigten den Krieg und einen äußeren Feind, um ihre Macht zu erhalten. Ein dauerhafter Frieden mit diesen Eliten sei nicht möglich; stattdessen sei eine „strengste strategische Eindämmung“ erforderlich.
  • Das Projekt „Großraum Eurasien“:
    • Infrastruktur: Das Kernstück der neuen Strategie ist die Schaffung von Nord-Süd-Logistikkorridoren, die Chinas „Neue Seidenstraße“ ergänzen sollen. Dies soll ein unabhängiges Logistikgerüst für Eurasien schaffen und die westliche Seeherrschaft (die Machtbasis der USA und Großbritanniens) untergraben.
    • Fokus Sibirien: Ein zentrales Projekt ist die „Sibirisierung Russlands“, eine massive Verlagerung der spirituellen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung über den Ural hinaus. Sibirien wird als Ursprung der russischen Großmacht und als Hauptquelle für zukünftiges Wachstum betrachtet.
    • Kulturelle Neuorientierung: Die Strategie fordert eine Rückkehr „zu sich selbst“, d.h. eine Abkehr vom „Westzentrismus“ und eine Besinnung auf die südlichen (Religion) und östlichen (vertikale Machtstruktur) Wurzeln der russischen Zivilisation.
  • Nationale Mobilisierung: Der Bau der neuen Infrastruktur wird als nationales Großprojekt im Stile des „New Deal“ von Franklin D. Roosevelt konzipiert. Es soll Arbeitsplätze für aus dem Ukraine-Krieg heimkehrende Soldaten schaffen und eine neue, nicht vom „Westlertum infizierte“ russische Elite in Sibirien formen.

II. Medien, Propaganda und Zensur in der Europäischen Union

Der Artikel „Medientransparenz in der EU“ von Martin Jay analysiert einen Bericht von Thomas Fazi, der behauptet, die EU betreibe eine systematische Bestechung von Medien zur Sicherung einer positiven Berichterstattung.

  • Finanzierungsmechanismen:
    • Direkte Zahlungen: Die EU pumpt jährlich mindestens 80 Millionen Euro (vermutlich ein Vielfaches davon) in Medien. Programme wie „Informationsmaßnahmen für die EU-Kohäsionspolitik“ (IMREG) und „Journalism Partnerships“ zahlen gezielt für Inhalte, die die „Vorteile“ der EU-Politik hervorheben, oft ohne transparente Kennzeichnung.
    • Infrastruktur und Dienstleistungen: Die EU stellt Rundfunkanstalten wie der Deutschen Welle (DW) oder Euronews kostenlos hochmoderne Studios und Produktionsmittel zur Verfügung, wodurch diese Millionen an Kosten sparen und im Gegenzug EU-Narrative verbreiten.
    • Nachrichtenagenturen: Über das „European Newsroom“ (ENR) werden 24 nationale Nachrichtenagenturen (u.a. AFP, EFE, Ansa) vernetzt, um EU-konforme Inhalte zu produzieren und zu verbreiten, die von nationalen Zeitungen ungeprüft übernommen werden.
  • Der Deckmantel „Bekämpfung von Desinformation“:
    • Die Finanzierung wird oft als Maßnahme zur Bekämpfung von „Fake News“ oder zur „Förderung der europäischen Integration“ deklariert.
    • Institutionen wie die Europäische Beobachtungsstelle für digitale Medien (EDMO) erhalten Millionen, um Netzwerke aufzubauen, die abweichende Berichterstattung als „Desinformation“ brandmarken. Nachrichtenagenturen wie AFP arbeiten aktiv in diesen Netzwerken mit.
  • Kritik an Schlüsselpersonen und -medien:
    • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird als zentrale Figur dieser „dunklen Kunst“ der Medienbestechung dargestellt. Ihre öffentlichen Bekenntnisse zu „Fakten“ und „Wahrheit“ werden als heuchlerisch kritisiert.
    • Die Deutsche Welle (DW) wird als Paradebeispiel für ein korruptes, von EU-Geldern abhängiges Medium genannt, das im Gegenzug EU-freundliche Propaganda verbreitet.

III. Aushöhlung der Privatsphäre: Die EU-„Chatkontrolle“

Günther Burbachs Artikel „Der größte Angriff auf die Privatsphäre“ ist eine scharfe Verurteilung des EU-Vorhabens zur Überwachung privater Kommunikation.

  • Technischer Kern: Die Pläne sehen vor, mittels „Client-Side-Scanning“ sämtliche privaten Nachrichten (WhatsApp, Signal, E-Mail etc.) direkt auf den Endgeräten der Nutzer vor der Verschlüsselung durch Algorithmen zu scannen.
  • Anlass vs. Realität: Offizieller Vorwand ist der Schutz von Kindern vor Missbrauch. Der Autor argumentiert jedoch, dass dies nur ein moralischer Schutzschild für die Schaffung einer totalen Überwachungsinfrastruktur sei.
  • Gefahr der Zweckentfremdung: Einmal etabliert, könne das System beliebig erweitert werden, um nach „Terrorismus“, „Hassrede“ oder jeglicher Form politisch unliebsamer Kommunikation zu suchen. Dies wird als „digitale Hausdurchsuchung, flächendeckend, anlasslos und dauerhaft“ bezeichnet.
  • Profiteure und Kollateralschäden:
    • Sicherheitsbehörden: Erfüllen sich den Traum einer lückenlosen Überwachung.
    • Big Tech (Apple, Meta, Microsoft): Profitieren von den gigantischen Investitionen und bauen ihre Monopolstellung aus.
    • Kleine Anbieter (Threema, ProtonMail): Könnten an den technischen Anforderungen zerbrechen.
    • Bürger: Werden unter Generalverdacht gestellt; Fehlalarme sind unvermeidlich, während Kriminelle Wege zur Umgehung finden werden.
  • Gesamtkontext: In Kombination mit der ebenfalls von der EU vorangetriebenen digitalen Identität entstünde ein System, das jede Nachricht eindeutig einer identifizierten Person zuordnen, auswerten und speichern kann – eine Infrastruktur, die „jeder Diktatur die Arbeit erleichtern würde“.

IV. Verdeckte Staatliche Operationen und die Neutralisierung von Dissens

Zwei Artikel beschreiben detailliert die Methoden, mit denen westliche Staaten gegen unliebsame Aktivisten und Bewegungen vorgehen sollen.

Fallstudie 1: COINTELPRO und die Symbionese Liberation Army (SLA)

Jeremy Kuzmarovs Artikel argumentiert, dass die SLA, bekannt durch die Entführung von Patty Hearst, eine von US-Geheimdiensten geschaffene Operation war, um die politische Linke zu zerstören.

  • Die These: Die SLA war keine authentische radikale Gruppe, sondern eine „gewalttätige, sektenähnliche Gruppe“, die im Rahmen von COINTELPRO-ähnlichen Operationen gegründet wurde.
  • Schlüsselfiguren als Agenten:
    • Donald DeFreeze: Der Gründer der SLA sei ein Kleinkrimineller und Polizei-Informant gewesen, der in der medizinischen Einrichtung Vacaville im Rahmen des CIA-Programms MK-ULTRA einer Gehirnwäsche und Programmierung unterzogen wurde.
    • Colston Westbrook: DeFreeze' Mentor in Vacaville und Leiter der „Black Cultural Association“ (BCA), einer Tarnorganisation, war ein Linguist mit Verbindungen zur CIA und zum Phoenix-Programm in Vietnam. Seine Aufgabe war es, beeinflussbare Häftlinge zu rekrutieren, um sie in radikale Gruppen einzuschleusen.
  • Strategie der Spannung: Das Ziel der SLA war es, durch absurde und brutale Gewalttaten (wie die Ermordung des afroamerikanischen Schulsuperintendenten Marcus Foster) die Öffentlichkeit gegen linke Ideale aufzubringen und dem Staat einen Vorwand für die Ausweitung von Polizeibefugnissen zu liefern. Dies trug zur Schaffung der heutigen „dystopischen politischen Landschaft“ ohne effektive linke Opposition bei.

Fallstudie 2: Tagebuch einer FBI-Zielperson (Suzie Dawson)

Die neuseeländische Journalistin Suzie Dawson beschreibt in einem transkribierten Vortrag detailliert ihre persönlichen Erfahrungen als Zielperson von Geheimdiensten nach ihrem Engagement für die Occupy-Bewegung und Julian Assange.

  • Methoden der Zersetzung:
    • Überwachung: Physisch (Fahrzeuge, „Schatten“), elektronisch (gehackte Geräte), privat (Finanz-, Medizin-, Social-Media-Daten) und öffentlich (vernetzte Kamerasysteme wie „TrapWire“).
    • Belästigung: Einbrüche, inszenierte Begegnungen mit „Privatermittlern“, koordiniertes „Gang-Stalking“, Paparazzi-Methoden, Einsatz von Schallwaffen (LRAD) in Wohngebieten.
    • Isolation: Abfangen von Kommunikation, gezieltes „Gaslighting“ (Hinterlassen fremder oder veränderter Gegenstände in ihrer Wohnung), Verleumdungskampagnen (z.B. Vorwurf des Neonazismus).
    • Sabotage: Vandalismus an Eigentum (manipulierte Dächer, zerstörte Erbstücke), Zerstörung von Karrierechancen durch gezielte Störungen und Gerüchte.
    • Versuchung und Falle („Entrapment“): Anstiftung zu illegalen Handlungen, Social Engineering durch „Honeypots“ (Einleitung gefälschter intimer Beziehungen durch Agenten, um Informationen zu sammeln oder zu kompromittieren).
    • Institutionalisierung: Versuche, sie entweder in das etablierte politische System zu integrieren (um sie zu kontrollieren) oder sie durch Zwangseinweisung in die Psychiatrie oder Inhaftierung zu diskreditieren.
    • Mordversuche: Dawson beschreibt konkrete Vorfälle, bei denen versucht wurde, ihr Auto von einer Klippe zu drängen oder es durch Sabotage in Brand zu setzen.

V. Historischer Revisionismus: Die Ursprünge des Ersten Weltkriegs

Wolfgang Effenbergers Artikel „Der verzerrte Ursprung unserer Gegenwart“ stellt die etablierte Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg infrage.

  • Kritik am vorherrschenden Narrativ: Die These der deutschen Allein- oder Hauptschuld, wie sie im Versailler Vertrag festgeschrieben wurde, sei eine bewusste Verzerrung der Siegermächte.
  • Kritik an Christopher Clark: Obwohl Clarks „Die Schlafwandler“ die Alleinschuldthese relativiert habe, wird ihm vorgeworfen, die Rolle Großbritanniens bewusst verharmlost zu haben, um das britische Geschichtsbild nicht zu beschädigen. Clark beschreibe die britische Beteiligung als zögerlich, während sie tatsächlich proaktiv und geplant gewesen sei.
  • Effenbergers Gegenthese:
    • Langfristige britische Planung: Bereits ab den späten 1880er Jahren habe ein einflussreicher Kreis um den damaligen Kronprinzen Edward (später Edward VII.) einen „neuen Kurs“ zur Einkreisung Deutschlands konzipiert.
    • Rolle des Vatikans: Der Vatikan unter Papst Leo XIII. sei als stiller Partner gewonnen worden, um die strategisch entscheidende französisch-russische Allianz zu schmieden.
    • Wirtschaftliche Motive: Die eigentliche Triebfeder der britischen Politik sei nicht die Angst vor deutschem Militarismus, sondern die existenzielle Angst vor der aufstrebenden deutschen Industrie und dem drohenden Verlust der britischen Handelsvormachtstellung. Ein Zitat von Arthur Balfour aus dem Jahr 1907 wird angeführt: „Vielleicht wäre es für uns einfacher, einen Krieg zu führen“, als den eigenen Lebensstandard durch Konkurrenz zu senken.
    • Der Burenkrieg: Der brutale Burenkrieg (1899-1902) wird als Blaupause für die Kriegsführung des 20. Jahrhunderts und als entscheidender Faktor für die Entfremdung zwischen Großbritannien und Deutschland dargestellt.

VI. Gesellschaftsanalyse: Die Lähmung der Zivilgesellschaft

Zwei Artikel analysieren die Gründe für die Schwäche oppositioneller Bewegungen und skizzieren mögliche Auswege.

Die Gründe für die Schwäche der Friedensbewegung (Jürgen Mietz)

  • Neoliberale Transformation: Die Gesellschaft wurde in den letzten 40 Jahren durch die Ideologie des Neoliberalismus fundamental umgebaut. Dies führte zur Entsolidarisierung, Atomisierung und zur Entwicklung eines „unternehmerischen Selbst“, das den Fokus auf individuelle Selbstoptimierung statt auf kollektiven Widerstand legt.
  • Anpassung der Bewegung: Die Friedensbewegung selbst sei geschwächt, da sie die Sprache der Herrschenden übernommen, auf tiefgreifende politökonomische Analysen verzichtet und sich an staatlich geförderten Kampagnen (z.B. „Brandmauer gegen rechts“) beteiligt habe, was ihre Unabhängigkeit untergraben habe.
  • Psychohistorische Faktoren: Unter Berufung auf Autoren wie Patrick Lawrence wird argumentiert, dass die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft einer „Umerziehung“ unterzogen wurde, die zu einer „Kultur der Unterwerfung“ und einem Identitätsverlust führte. Die oberflächliche Aufarbeitung der NS-Vergangenheit habe ein Schuldgefühl hinterlassen, das politisch instrumentalisiert wird, um Widerstand gegen Kriegspolitik zu delegitimieren.
  • Transgenerationale Traumata: Unverarbeitete Traumata aus den Weltkriegen würden über Generationen weitergegeben und führten zu Passivität, Angst und einer Anfälligkeit für autoritäre Führungsfiguren.

Machtverschiebung und Informationskrieg (Jimmy C. Gerum & Jan Veil)

  • Die Vision einer „ethischen Zeitenwende“: Die Autoren sehen, basierend auf den Prognosen des Zukunftsforschers Peter Kruse, die Möglichkeit einer Machtverschiebung vom Staat zum Bürger, die durch die digitale Vernetzung ermöglicht wird.
  • Das Hindernis „Divide et Impera“: Dieser Prozess werde durch einen globalen Informationskrieg behindert, in dem Eliten und Partikularinteressen die Bevölkerung durch Desinformation und die Schaffung künstlicher Spaltungen manipulieren. Begriffe wie „Demokratie“ und „Pressefreiheit“ seien zu leeren Worthülsen verkommen.
  • Der Schlüssel: Ein reformierter Rundfunk: Der entscheidende Hebel zur Überwindung dieser Manipulation sei die Befreiung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) von politischer und wirtschaftlicher Einflussnahme. Ein wahrhaft unabhängiger und pluralistischer ÖRR könnte die Grundlage für einen fairen Wettbewerb der Ideen schaffen.
  • Warnung vor Abschaffung des ÖRR: Die verbreitete Forderung nach der Auflösung des ÖRR sei selbst das Ergebnis einer perfiden Kampagne der Eliten, um diese potenzielle Gefahr für ihre Hegemonie endgültig zu beseitigen.

VII. Status und Ausblick von Free21

Das Editorial von Chefredakteur Dirk Pohlmann und Mitteilungen des Trägervereins geben Auskunft über die Zukunft der Publikation.

  • Einstellung des Betriebs: Der Trägerverein „zur Förderung unabhängiger journalistischer Berichterstattung e.V.“ wird zum Ende des Jahres 2025 aufgelöst. Dirk Pohlmann tritt als Chefredakteur zurück. Der Abo-Service für die Druckausgabe wird eingestellt.
  • Begründung: Als Grund werden die „zunehmend existenzgefährdenden“ Rahmenbedingungen für kritische Medien in Deutschland und Europa genannt. Es wird von immer neuen Vorwänden für Zensurmaßnahmen gesprochen, die als „Schutz der Demokratie“ bezeichnet, aber von etablierten Journalistenverbänden nicht bekämpft, sondern begrüßt würden.
  • Zukunft des Projekts: Das Redaktionsteam beabsichtigt, das Projekt Free21 in einer anderen Organisationsform weiterzuführen. Die Website soll zugänglich bleiben.

B. 5 schockierende Enthüllungen, die Ihr Bild vom Westen für immer verändern könnten

Einleitung: Die Geschichten, die nicht erzählt werden sollen

Fühlt sich das offizielle Narrativ über unsere Welt für Sie auch oft unvollständig oder beschönigt an? Als ob die komplexen Zusammenhänge von Macht, Geld und Geschichte bewusst vereinfacht werden, um ein bestimmtes Bild aufrechtzuerhalten? Wenn ja, dann ist dieser Artikel für Sie. Er ist eine Art Vermächtnis, eine Destillation der brisantesten Erkenntnisse aus der finalen Ausgabe eines kritischen, unabhängigen Magazins namens „Free21“.

Nach Jahren des unermüdlichen Journalismus muss „Free21“ seine Arbeit einstellen. Der Grund, so der Chefredakteur, ist das zunehmend existenzgefährdende und feindselige Umfeld für kritische Medien in Deutschland. Dieser Artikel dient daher als Kondensat der folgenreichsten Recherchen, die das Magazin zuletzt veröffentlichte. Die hier vorgestellten fünf Enthüllungen sind keine zufälligen Skandale. Sie sind Facetten desselben systemischen Problems: des verdeckten Einsatzes von Täuschung und Macht durch westliche Institutionen, um Kontrolle zu wahren, Rivalen zu neutralisieren und Widerspruch zu ersticken. Sie zeigen, wie der Westen zu jener Seuche geworden ist, als deren Heilung er sich früher ausgab.

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1. Wie die EU mit Millionen von Euro die Medien kauft, um ein positives Image zu schaffen

Basierend auf einer Analyse des Journalisten Martin Jay gibt die Europäische Union jährlich mindestens 80 Millionen Euro aus, um Medien und Journalisten gezielt für eine positive Berichterstattung über sich selbst zu bezahlen. Diese Zahl, so der Autor, sei stark untertrieben und dürfte in Wirklichkeit drei- bis viermal so hoch sein, da die Zahlungen oft in undurchsichtigen Buchhaltungspraktiken verborgen sind. Offiziell werden diese Finanzierungen mit Schlagworten wie „Bekämpfung von Desinformation“ oder „Förderung der europäischen Integration“ gerechtfertigt.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Konkrete Beispiele für Empfänger sind die Deutsche Welle, die rund 35 Millionen Euro erhalten hat, oder italienische Zeitungen wie Il Sole 24 Ore (290.000 EUR) und La Repubblica (260.000 EUR). Ein besonders perfider Mechanismus ist die Bereitstellung hochmoderner Studioeinrichtungen in Brüssel. Dadurch sparen Rundfunkanstalten Millionen an Produktionskosten, was sie mit wohlwollender Berichterstattung „zurückzahlen“. Diese Pläne offenbaren eine fundamentale Heuchelei im Herzen der Brüsseler Bürokratie: Während man von der Presse Unabhängigkeit fordert, betreibt man ein System, das gekaufte Narrative und Propaganda schafft. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte einst:

„Fakten zählen, die Wahrheit zählt“

Doch die Manipulation der öffentlichen Meinung ist kein modernes Phänomen. Wie die nächste Enthüllung zeigt, wurden die Grundsteine für die heutigen Narrative bereits vor über einem Jahrhundert gelegt, als es darum ging, einen ganzen Kontinent in den Krieg zu führen.

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2. Der Erste Weltkrieg: Kein Versehen, sondern britische Strategie zur Ausschaltung eines Wirtschaftsrivalen

Die weitverbreitete These, Europa sei 1914 unabsichtlich in den Ersten Weltkrieg „hineingeschlafwandelt“, popularisiert durch Christopher Clarks Bestseller „Die Schlafwandler“, wird in einem Artikel des Historikers Wolfgang Effenberger fundamental in Frage gestellt. Die Gegenthese lautet: Großbritannien bereitete den Krieg jahrelang akribisch vor, mit dem strategischen Ziel, das aufstrebende Deutsche Reich als wirtschaftlichen Konkurrenten zu eliminieren.

Diese Planung begann weit früher als angenommen. Bereits 1887 existierte im Umfeld des britischen Thronfolgers Edward ein geheimer Plan, eine französisch-russische Allianz gegen die Mittelmächte zu schmieden. Um diesen scheinbar utopischen Plan umzusetzen, gewann der Kreis um Edward einen stillen, aber mächtigen Partner: den Vatikan. Papst Leo XIII. befahl den französischen Katholiken, die „Freimaurerrepublik“ zu akzeptieren, und den polnischen Katholiken, sich dem orthodoxen Russland zu unterwerfen, um die Allianz zu ermöglichen. Clarks Werk wird kritisiert, weil es die proaktive Rolle Großbritanniens und solche verdeckten Operationen systematisch verharmlose und damit helfe, „die Konstruktion des anglo-amerikanischen Geschichtsbilds weiter zu zementieren“. Die eigentliche Triebkraft war nicht eine Verkettung unglücklicher Zufälle, sondern die britische Angst vor dem Verlust der Vormachtstellung. Ein schockierendes Zitat des ehemaligen britischen Premierministers Arthur Balfour aus dem Jahr 1907 legt diese Denkweise offen:

„Wir sind vermutlich Narren, dass wir keinen Grund dafür finden, Deutschland den Krieg zu erklären, bevor die Deutschen zu viele Schiffe bauen und uns den Handel wegnehmen. ... Vielleicht wäre es für uns einfacher, einen Krieg zu führen.“

Wenn die Geschichte ganzer Kriege so gezielt umgeschrieben wird, um geopolitische Rivalen auszuschalten, überrascht es kaum, dass ähnliche Taktiken auch im Inneren gegen politische Bewegungen angewandt wurden.

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3. Die schockierende Wahrheit über die SLA: Wie US-Geheimdienste linke Bewegungen durch selbstgeschaffene Terrorgruppen zerstörten

Radikale Terrorgruppen der 1970er Jahre waren keine zufälligen Auswüchse politischer Bewegungen, sondern gezielte Operationen von US-Geheimdiensten. Laut einem Artikel von Jeremy Kuzmarov hat das FBI im Rahmen seines COINTELPRO-Programms nicht nur linke Gruppen infiltriert, sondern auch aktiv gewalttätige, sektenähnliche Gruppen geschaffen. Das Ziel: die gesamte politische Linke in der Öffentlichkeit zu diskreditieren und zu zerstören.

Das Paradebeispiel ist die Symbionese Liberation Army (SLA), die durch die Entführung der Millionenerbin Patty Hearst weltberühmt wurde. Der Gründer der SLA, Donald DeFreeze, war ein Polizeiinformant. In der medizinischen Einrichtung in Vacaville, die Verbindungen zum berüchtigten MK-ULTRA-Programm der CIA hatte, wurde er von Colston Westbrook beeinflusst – einem Akademiker mit CIA-Vergangenheit, der dort eine Tarnorganisation namens Black Cultural Association (BCA) leitete. Deren Zweck war es, beeinflussbare Häftlinge zu identifizieren und zu kontrollieren, um sie als Infiltratoren in radikale Gruppen einzuschleusen. Die SLA wurde daraufhin instrumentalisiert, um gezielt sinnlose und brutale Verbrechen zu begehen. Dazu zählte die Ermordung des hochangesehenen schwarzen Schulsuperintendenten Dr. Marcus Foster – eine Tat, die darauf abzielte, legitime soziale Protestbewegungen in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit sinnloser Gewalt und Chaos zu verknüpfen. Diese Strategie trug maßgeblich dazu bei, die „heutige dystopische politische Landschaft“ zu formen, in der eine effektive politische Opposition weitgehend fehlt.

Von der Zerstörung politischer Bewegungen ist es nur ein logischer Schritt zur präventiven Kontrolle ganzer Bevölkerungen durch Technologie.

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4. Die „Chatkontrolle“: Wie die EU unter einem moralischen Vorwand die private Kommunikation abschafft

Unter dem Deckmantel des Kinderschutzes treibt die Europäische Union ein Projekt voran, das als der größte Angriff auf die Privatsphäre seit der Vorratsdatenspeicherung bezeichnet wird: die sogenannte „Chatkontrolle“. Wie der Autor Günther Burbach erklärt, geht es dabei um nichts Geringeres als die präventive Überwachung aller privaten digitalen Nachrichten. Ob WhatsApp, E-Mails oder andere Messenger – alles soll direkt auf den Geräten der Nutzer gescannt werden, bevor die Nachrichten verschlüsselt werden.

Während der offizielle Grund der Schutz von Kindern vor Missbrauchsbildern ist, warnen Kritiker vor einem Dammbruch. Ein solches System, einmal etabliert, könnte mühelos auf die Überwachung von „Hassrede“ oder jeder anderen politisch unliebsamen Kommunikation ausgeweitet werden. Diese Pläne offenbaren eine fundamentale Heuchelei im Herzen der Brüsseler Bürokratie: Während man die DSGVO als globalen Goldstandard für den Datenschutz feiert, arbeitet man im Verborgenen daran, dessen Fundament – die private Konversation – auszuhebeln.

Die Chatkontrolle ist kein harmloser Gesetzesvorschlag. Sie ist der Einstieg in ein Überwachungssystem, das die Grundrechte in Europa auf Jahrzehnte hinaus verändern würde. Es geht nicht um Kinderschutz. Es geht um Kontrolle.

Und wenn die massenhafte Überwachung nicht ausreicht, um Kritiker zum Schweigen zu bringen, eskaliert das System zur direkten, psychologischen Kriegsführung gegen das Individuum.

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5. Tagebuch einer Zielperson: Was wirklich passiert, wenn Geheimdienste Ihr Leben zerstören wollen

Was geschieht, wenn man als Aktivistin oder Journalistin ins Visier der Geheimdienste gerät? Die Realität ist schlimmer als jeder Spionagethriller, wie der persönliche Bericht der neuseeländischen Journalistin Suzie Dawson schildert. Ihre Erfahrungen zeigen eine systematische Eskalation von Methoden, die darauf abzielen, eine Zielperson psychologisch zu brechen, sozial zu isolieren und vollständig zu diskreditieren.

Hier sind einige der schockierendsten Taktiken, die sie dokumentierte:

  • Psychologischer Terror (Gaslighting): Agenten drangen in ihre Wohnung ein, nicht um etwas zu stehlen, sondern um gezielt Spuren zu hinterlassen, die sie an ihrem eigenen Verstand zweifeln lassen sollten – etwa eine fremde, aufgeschlagene Zeitung auf dem Couchtisch oder ein Paar schmutzige Socken anstelle ihrer eigenen neuen.
  • Gezielte Sabotage: Ihr Eigentum wurde systematisch beschädigt. Ein frisch repariertes Dachleck wurde wiederholt geöffnet, oder unersetzliche Erinnerungsstücke wie die antike Uhr ihrer Großmutter wurden mit einem Hammer zerschmettert, nur um emotionalen Schmerz zu verursachen.
  • Emotionale Manipulation („Honeypots“): Im Rahmen des sogenannten JTRIG-Programms bauen Agenten unter falscher Identität romantische Online-Beziehungen auf. Ziel ist es, an Informationen zu gelangen und die Zielperson durch die Vortäuschung von Intimität zu kompromittieren.
  • Mordversuche: Dawson beschreibt einen Vorfall, bei dem sie nachts auf einer kurvigen Landstraße von zwei Autos eingekesselt wurde. Mit Blendwaffen wurde sie geblendet, um sie von der Straße und eine Klippe hinab zu drängen.

Diese Methoden sind darauf ausgelegt, eine Zielperson systematisch zu zermürben. Wie Dawson selbst schlussfolgert: „Sie tun einem Dinge an, von denen man sich nicht traut, zu erzählen, weil man verrückt erscheinen würde, wenn man es täte. Das wissen sie. Und daher tun sie es auch.“

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Schlussfolgerung: Eine andere Welt ist möglich – wenn wir hinsehen

Diese fünf Enthüllungen offenbaren ein tiefes und beunruhigendes Muster: den systematischen Einsatz von verdeckten, manipulativen und gewalttätigen Methoden durch staatliche und überstaatliche Akteure, versteckt hinter einer Fassade von Moral, Freiheit und Sicherheit. Von staatlich finanzierter Medienpropaganda über die gezielte Planung von Weltkriegen bis hin zur psychologischen Zerstörung einzelner Bürger zeigt sich eine tiefe Kluft zwischen dem öffentlichen Image westlicher Institutionen und ihrem verdeckten Handeln zur Machtsicherung.

Die Geschichten aus der letzten Ausgabe von „Free21“ sind mehr als nur einzelne Skandale; sie sind Symptome eines Systems, das Transparenz scheut und kritische Stimmen zum Schweigen bringt. Das wirft eine letzte, drängende Frage auf: Wenn dies die Wahrheiten sind, die ans Licht kommen, kurz bevor eine kritische Stimme verstummt, welche Geschichten bleiben dann noch unentdeckt im Dunkeln? Die größte Lehre daraus ist vielleicht die Notwendigkeit, unabhängige Medien wertzuschätzen und jede offizielle Darstellung stets mit einem gesunden Maß an kritischem Misstrauen zu hinterfragen.

C. Strategisches Briefing: Russlands eurasische Neuausrichtung nach der Karaganov-Doktrin

1.0 Der doktrinäre Bruch: Russlands endgültige Abkehr vom Westen

Russlands gegenwärtige strategische Neuorientierung ist mehr als eine Reaktion auf geopolitische Spannungen; sie stellt ein bewusstes zivilisatorisches Schisma dar, eine doktrinäre Zurückweisung seiner über 300-jährigen europäischen Ausrichtung. Dieser Wendepunkt besiegelt das Ende der post-petrinischen Ära und leitet, formuliert durch den einflussreichen Denker Sergey Karaganov, eine neue geostrategische Epoche ein, die Russlands Gravitationszentrum nach Eurasien verlagert.

Die Doktrin beruht auf der Prämisse, dass Russlands Hinwendung zu Europa ein historischer Fehler war, der besser ein oder zwei Jahrhunderte früher hätte beendet werden müssen. Karaganov postuliert, dass diese Westorientierung direkt in die Tragödien des 20. Jahrhunderts führte und fast alle existenziellen Bedrohungen für Russland aus Europa stammten. Diese radikale Neuinterpretation liefert die historische Rechtfertigung für die vollzogene Kehrtwende.

Im Kern von Karaganovs Vision steht die Überzeugung, dass die westlichen „globalistisch-kompradorischen“ Eliten moralisch, wirtschaftlich und politisch versagen. Sie hätten den europäischen Subkontinent, einst ein globales Machtzentrum, in seinen heutigen Zustand des Niedergangs geführt und benötigten nun einen äußeren Feind, um ihre Macht zu erhalten und ihr Versagen zu kaschieren.

Der Ukraine-Konflikt wird in diesem Kontext als die finale, akute Phase der Konfrontation dargestellt, die den unumkehrbaren Bruch besiegelt. Karaganov ist überzeugt, dass ein dauerhafter Frieden mit den derzeitigen westlichen Eliten unerreichbar ist. Eine Stabilisierung sei nur durch „strengste strategische Eindämmung“ und eine „teilweise Abschottung gegenüber dem Faschismus sowie unmenschlichen Werten, die sich im westlichen Teil des europäischen Subkontinents verbreiten“, möglich.

Diese fundamentale Neubewertung bildet das Fundament für eine umfassende Vision, die Russlands Zukunft nicht mehr in Europa, sondern im Herzen Eurasiens verortet.

2.0 Die eurasische Vision: Das neue Gravitationszentrum für Russland

Mit der endgültigen Abkehr von Europa rückt der „Großraum Eurasien“ ins Zentrum der russischen strategischen Planung. Diese Neuausrichtung ist keine rein pragmatische Notwendigkeit, sondern wird als zivilisatorische Heimkehr formuliert, die Russlands Identität neu definieren soll. Die Zukunft, so Karaganov, liegt im Süden und Osten, und die Entwicklung dieses riesigen Raumes ist die vorrangige Aufgabe für die kommenden Jahrzehnte.

Das Konzept des „Großraum Eurasien“ beschreibt eine strategische Hinwendung zu den aufstrebenden Märkten Asiens. Es umfasst die Schaffung neuer logistischer Verbindungen, die Russland über Sibirien mit Schlüsselregionen wie dem Iran, Pakistan, Indien und Afrika verbinden.

Diese Vision ist die physische Manifestation einer ideologischen Wiedergeburt, die als „Rückkehr zu sich selbst“ bezeichnet wird. Karaganovs These postuliert, dass die wesentlichen Quellen der russischen Zivilisation nicht im Westen, sondern im Süden (spirituell-kulturell: Orthodoxie, Islam) und Osten (politische Organisationsform: vertikale Machtstruktur aus dem Reich des Dschingis Khan) liegen. Die physische Verlagerung nach Sibirien ist daher die logische Konsequenz der ideologischen Abkehr vom horizontalen, liberalen Modell Europas und eine Hinwendung zu Russlands wahrem, östlich geprägten Charakter.

Kern der inneren Transformation ist die Strategie der „Sibirisierung Russlands“. Karaganov fordert eine bewusste Verlagerung des spirituellen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und technologischen Zentrums des Landes über den Ural. Dies beinhaltet konkrete Maßnahmen wie die Errichtung neuer Hauptstädte in Sibirien sowie die Verlegung von zentralen Unternehmenssitzen in die Regionen ihrer Hauptproduktionstätigkeit.

Diese zivilisatorische Neuausrichtung erfordert einen gewaltigen infrastrukturellen Kraftakt, dessen strategischer Bauplan die geografische Realität an die neue Vision anpassen soll.

3.0 Der strategische Bauplan: Die neun Prinzipien der neuen eurasischen Logistik

Die Logistik bildet das strategische Rückgrat der eurasischen Neuausrichtung. Die Doktrin postuliert, dass durch den Bau neuer Routen der „veraltete und schädliche Westzentrismus“ durch ein souveränes und unabhängiges Denken ersetzt wird. Diese Projekte sind somit nicht nur Infrastrukturmaßnahmen, sondern Instrumente zur mentalen Neustrukturierung Russlands und zur Schmiedung einer neuen, auf Eurasien ausgerichteten Elite. Karaganov formuliert neun Grundprinzipien für diesen strategischen Bauplan.

  1. Primat der Strategie über die Ökonomie Die Planung der Logistikkorridore darf nicht von kurzfristigen wirtschaftlichen Berechnungen geleitet werden. Nationale Sicherheit und langfristige Entwicklung haben Vorrang. Als historisches Vorbild dient der Bau der Transsibirischen Eisenbahn unter S. Yu. Witte, der gegen ökonomische Widerstände durchgesetzt wurde und sich als überlebenswichtig erwies.
  2. Verlagerung des Schwerpunkts nach Sibirien Der Schwerpunkt der Infrastrukturentwicklung muss bewusst über den Ural verlagert werden. Auch wenn Investitionen im europäischen Teil kurzfristig effizienter erscheinen, erfordert die langfristige Strategie eine Konzentration auf die Gebiete jenseits des Urals, um die „Sibirisierung“ zu vollziehen.
  3. Russland als Flussmacht Russland muss seinen immensen, ungenutzten Wettbewerbsvorteil als „Flussmacht“ reaktivieren. Insbesondere die mächtigen sibirischen Flüsse (Jenissei, Lena, Ob, Irtysch) bieten ein gewaltiges Transportpotenzial, das in die neuen Logistikkorridore integriert werden muss.
  4. Entwicklung des ländlichen Raums Die neuen Transportkorridore sollen gezielt zur Entwicklung kleinerer Städte beitragen und eine neue Welle der Erkundung und Besiedlung Sibiriens fördern.
  5. Zivilisatorische Einheit Die Logistikrouten sollen die zivilisatorische Einheit Eurasiens wiederherstellen, die laut Karaganov durch die 500-jährige Vorherrschaft westlicher Seemächte, welche die kontinentalen Verbindungen bewusst unterbrachen, zerstört wurde.
  6. Ein „New Deal“ für Veteranen Den aus dem Ukraine-Konflikt heimkehrenden Soldaten sollen vielversprechende und gut bezahlte Arbeitsplätze beim Aufbau der Infrastruktur in Sibirien geboten werden. Dies soll soziale Spannungen abbauen und viele Veteranen dauerhaft in der Region ansiedeln.
  7. Schmiede einer neuen Elite In Sibirien soll eine neue russische Elite entstehen, die nicht vom „Westlertum“ und der „Europhilie“ infiziert ist. Diese als kontraproduktiv und moralisch verwerflich beschriebenen Einflüsse sollen durch eine neue Generation von Führungskräften ersetzt werden, die sich als Erbauer eines neuen sibirischen Russlands verstehen.
  8. Kooperation mit asiatischen Partnern Die Nord-Süd-Korridore müssen von Beginn an in enger Zusammenarbeit mit asiatischen Nachbarn geplant werden. Sie sollen strategisch mit Initiativen wie Chinas „Belt and Road Initiative“ verbunden werden, um neue Handelswege in den Iran, nach Pakistan, Indien und Afrika zu erschließen.
  9. Neustrukturierung des Denkens Das übergeordnete Ziel ist die mentale Transformation der Nation. Der Bau der neuen Routen ist das Mittel, um den als schädlich empfundenen Westzentrismus zu überwinden und eine souveräne, unabhängige Denkweise zu etablieren, wie es einst die großen sibirischen Bauprojekte taten.

Die konsequente Umsetzung dieses Bauplans ist nicht nur ein Binnenprojekt; sie stellt eine direkte Herausforderung für die wirtschaftliche und geopolitische Architektur dar, die der Westen seit 500 Jahren dominiert.

4.0 Langfristige Implikationen für die westliche Politik

Das Verständnis der Karaganov-Doktrin ist für westliche Entscheidungsträger von entscheidender Bedeutung. Es handelt sich nicht um eine taktische Anpassung, sondern um einen langfristigen Versuch, die geopolitischen und geoökonomischen Realitäten Eurasiens neu zu ordnen. Eine effektive Politik gegenüber Russland muss diese Implikationen antizipieren.

Wirtschaftliche und logistische Herausforderungen

  • Das primäre geoökonomische Ziel der Doktrin ist es, die westliche maritime Dominanz obsolet zu machen. Durch die Schaffung resilienter, landgestützter Korridore zielt Russland darauf ab, die Fähigkeit des Westens zu neutralisieren, Kontrolle über strategische Engpässe auszuüben und Sanktionsregime durchzusetzen.
  • Die Schaffung eines integrierten eurasischen Logistiknetzes, das westlich kontrollierte Seewege wie den Suezkanal umgeht, wird die globalen Handelsströme neu justieren und die Wirksamkeit westlichen Wirtschaftsdrucks über maritime Kontrollpunkte erheblich schwächen.

Geopolitische und sicherheitspolitische Konsequenzen

  • Karaganovs Forderung nach „strengster strategischer Eindämmung“ stellt eine unmissverständliche Absage an jegliche kooperative Sicherheitsarchitektur in Europa unter Einbeziehung Russlands dar. Stattdessen ist von einer langfristigen, konfrontativen Koexistenz auszugehen.
  • Ein Russland, das seine Zukunft ausschließlich im Süden und Osten sieht und jede weitere Integration in westliche Strukturen ablehnt, wird als dauerhafter systemischer Rivale agieren. Die europäische Sicherheitspolitik muss sich darauf einstellen, dass Moskau kein Interesse mehr an einem Dialog über eine gemeinsame europäische Ordnung hat.

Politische Neuausrichtung in Asien

  • Die geplanten Nord-Süd-Korridore durch den Iran, Afghanistan, die Türkei und Pakistan werden das Machtgefüge in Zentralasien und dem Nahen Osten neu justieren, indem sie Wirtschaftsachsen schaffen, die außerhalb der westlichen Kontrollsphäre liegen und den russischen sowie chinesischen Einfluss stärken.
  • Die strategische Anbindung der russischen Korridore an Chinas „Belt and Road Initiative“ zielt auf eine tiefgreifende wirtschaftliche und politische Konvergenz der beiden eurasischen Großmächte ab. Dies beschleunigt die Entstehung eines kontinentalen Blocks, der die vom Westen geprägte globale Ordnung fundamental herausfordert.

D. Positionspapier: Die EU-Chatkontrolle – Eine fundamentale Bedrohung für Bürgerrechte und digitale Privatsphäre

1. Einleitung: Der Vorwand des Kinderschutzes und die Realität der Massenüberwachung

Die Europäische Union treibt unter dem moralischen Schutzschild des Kinderschutzes ein Projekt voran, das sich als der größte Angriff auf die digitale Privatsphäre seit der Vorratsdatenspeicherung erweist: die sogenannte Chatkontrolle. Während der deklarierte Zweck die Bekämpfung von Missbrauchsdarstellungen im Netz ist, führt das tatsächliche Ergebnis zur Abschaffung der privaten Kommunikation, wie wir sie kennen. Es ist ein Vorhaben, das in seiner Tragweite kaum zu überschätzen ist und die Grundfesten unserer digitalen Freiheit erschüttert.

Mit bemerkenswerter Heuchelei rühmt sich die EU einerseits mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) als weltweitem „Goldstandard für Datenschutz“, während sie andererseits ein System plant, das den Kern des Datenschutzes – die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – systematisch zerstört. Dieses Vorgehen schafft eine Überwachungsinfrastruktur, die selbst autoritäre Staaten seit Jahren anstreben. Folgerichtig warnen Bürgerrechtler, Datenschützer und sogar die Vereinten Nationen eindringlich vor diesem „orwellschen Projekt“, das alle Bürger unter einen Generalverdacht stellt. Die folgende Analyse beleuchtet die technologische Funktionsweise dieses anlasslosen Eingriffs und seine unumkehrbaren Folgen für unsere demokratische Gesellschaft.

2. Die technologische Funktionsweise: Ein anlassloser Eingriff in die digitale Intimsphäre

Um die strategische Gefahr der Chatkontrolle zu begreifen, ist ein Verständnis ihres technischen Mechanismus unerlässlich. Das geplante „Client-Side-Scanning“ stellt einen Paradigmenwechsel in der staatlichen Überwachung dar: Es verlagert die Kontrolle vom Übertragungsweg direkt auf die Endgeräte der Bürger und schafft damit einen permanenten, präventiven Überwachungszugriff.

Der geplante Mechanismus sieht vor, dass sämtliche privaten Nachrichten – ob bei WhatsApp, Signal, Threema oder in E-Mails – direkt auf den Endgeräten der Nutzerinnen und Nutzer gescannt werden, und zwar vor ihrer Verschlüsselung. Algorithmen sollen dabei automatisiert Fotos, Texte und Videos auf verdächtige Inhalte durchsuchen. Dieser Ansatz hebelt die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung de facto aus. Bislang garantierte diese Technologie, dass nur Sender und Empfänger den Inhalt einer Nachricht lesen können. Mit der Chatkontrolle würde dieser Schutz aufgehoben, da die Inhalte bereits vor der Chiffrierung staatlich kontrolliert werden.

Dieser Eingriff verwandelt den privaten digitalen Raum in einen staatlich überwachten Bereich. Die Analogie einer flächendeckenden, anlasslosen und dauerhaften digitalen Hausdurchsuchung trifft den Kern der Sache: Jede private Nachricht eines jeden Bürgers wird präventiv durchleuchtet. Dies ist ein fundamentaler Bruch mit dem Prinzip, dass staatliche Eingriffe einen konkreten Anlass erfordern. Die technologische Umsetzung ebnet somit den Weg für weitreichende gesellschaftliche Risiken, die weit über den Datenschutz hinausgehen.

3. Analyse der Risiken: Die langfristigen und unumkehrbaren Folgen für die Demokratie

Die unmittelbaren Risiken der Chatkontrolle sind gravierend, doch ihre wahre strategische Gefahr liegt in den Effekten zweiter und dritter Ordnung: der systemischen Erosion rechtsstaatlicher Prinzipien und der Schaffung irreversibler Präzedenzfälle. Diese Kombination stellt eine fundamentale Bedrohung für die Grundfesten einer freien, demokratischen Gesellschaft dar und schafft unumkehrbare Fakten mit verheerenden Langzeitfolgen.

3.1. Die Aushöhlung der Privatsphäre und die Etablierung eines Generalverdachts

Die Chatkontrolle stellt ausnahmslos alle Bürgerinnen und Bürger unter einen Generalverdacht. Dieses Vorgehen untergräbt das rechtsstaatliche Prinzip der Unschuldsvermutung, indem es jeden Einzelnen präventiv als potenziellen Täter behandelt. Die private Kommunikation normaler Bürger wird systematisch überwacht, katalogisiert und durch algorithmische Systeme analysiert. Dies schafft nicht nur ein Klima des Misstrauens, sondern birgt auch die immense Gefahr der Fehlinterpretation, die zu falschen Anschuldigungen und existenziellen Schäden für Unschuldige führen kann.

3.2. Der Dammbruch-Effekt: Die „Salami-Taktik“ der Überwachung

Dies ist nicht nur ein hypothetischer Dammbruch, sondern folgt der institutionellen Logik von Überwachungsinfrastrukturen. Sobald die technische Fähigkeit zur Massendurchleuchtung einmal normalisiert ist, wird ihre Anwendung unweigerlich ausgeweitet, um den jeweils wahrgenommenen Bedrohungen des politischen Moments zu entsprechen. Die Geschichte der Sicherheitspolitik zeigt dieses Muster der „Salami-Taktik“ unmissverständlich:

  • Heute lautet die Begründung Kindesmissbrauch.
  • Morgen könnte es um die Abwehr von Terrorismus gehen.
  • Übermorgen um die Verfolgung von „Hassrede“.
  • Schließlich um die Kontrolle jeder politisch unliebsamen Äußerung.

Die Parallele zur Vorratsdatenspeicherung ist unübersehbar: Auch diese wurde trotz ihrer Verfassungswidrigkeit immer wieder in modifizierter Form neu aufgelegt. Der Chatkontrolle droht dasselbe Schicksal – sie schafft eine technische Infrastruktur, die Begehrlichkeiten bei Sicherheitsbehörden weckt und deren zukünftige Nutzung kaum mehr kontrollierbar wäre.

3.3. Gefährdung der Meinungs- und Pressefreiheit

Ein System, das die private Kommunikation lückenlos durchleuchtet, stellt eine existenzielle Bedrohung für vulnerable Gruppen dar. Die Vereinten Nationen haben bereits Bedenken geäußert, dass ein solches Instrument den Schutz von Whistleblowern und die Pressefreiheit gefährdet. Es kann zur Kontrolle politischer Aktivisten missbraucht werden, zum Ausspionieren von Journalisten und zur Verfolgung unliebsamer Oppositioneller. Vertrauliche Kommunikation ist das Fundament für freien Journalismus, politische Organisation und zivilgesellschaftliches Engagement.

3.4. Technische Mängel und Kollateralschäden

Das geplante System ist technisch unzuverlässig und fehleranfällig. Fehlalarme sind bei der automatisierten Auswertung von Bildern und Texten unvermeidlich. Ein harmloses Urlaubsfoto vom Strand könnte durch den Algorithmus fälschlicherweise als „Verdachtsfall“ markiert werden und unbescholtene Bürger in das Visier von Ermittlungsbehörden bringen. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass professionelle Kriminelle Wege finden werden, solche Scans zu umgehen. Die Leidtragenden des Systems wären somit nicht die Täter, sondern die normalen Bürger, deren Privatsphäre geopfert wird, ohne dass ein echter Sicherheitsgewinn entsteht.

4. Die Profiteure der Überwachung: Eine Allianz aus Sicherheitsbehörden und Tech-Monopolen

Unter dem Deckmantel der Sicherheit entsteht ein strategischer Nexus – eine perverse Anreizstruktur, in der sich staatliche Sicherheitsinteressen und die Marktmacht von Tech-Monopolen gegenseitig verstärken. Diese Allianz profitiert von einer Überwachungsarchitektur, die nicht nur zu einer Ausweitung staatlicher Macht führt, sondern auch eine massive Marktbereinigung zugunsten globaler Konzerne bewirkt.

  • Sicherheitsbehörden: Die Chatkontrolle verwirklicht den lang gehegten Traum von einem lückenlosen Überwachungssystem. Sie liefert ein Instrument, das keine richterliche Anordnung für den Einzelfall benötigt, sondern jede Kommunikation vorsorglich durchleuchtet. Damit wird der Grundsatz der anlassbezogenen Ermittlung durch eine präventive Massenüberwachung aller Bürger ersetzt.
  • Big Tech-Konzerne: Die Umsetzung des „Client-Side-Scanning“ erfordert gigantische Investitionen in Technik und Infrastruktur. Kleinere, datenschutzfreundliche Anbieter wie Threema oder ProtonMail könnten an diesen technischen und finanziellen Hürden zerbrechen. Globale Konzerne wie Apple, Meta und Microsoft hingegen verfügen über die notwendigen Ressourcen, um die Anforderungen zu erfüllen, und würden ihre Monopolstellung weiter ausbauen. Die Chatkontrolle führt somit zu einer „Marktbereinigung zugunsten der größten US-Konzerne“ und schwächt den europäischen Markt für sichere Kommunikationsdienste.

5. Der größere Kontext: Die drohende Totalüberwachung in Kombination mit der digitalen Identität

Die Chatkontrolle isoliert zu betrachten, wäre ein strategischer Fehler. Ihre wahre Gefahr entfaltet sich in Kombination mit anderen Digitalisierungsprojekten der EU. Insbesondere die von Brüssel parallel vorangetriebene Einführung einer digitalen Identität schafft die Grundlage für eine beispiellose Überwachungsinfrastruktur.

Diese Kombination würde es erlauben, jede private Nachricht, die durch die Chatkontrolle gescannt wird, eindeutig einer realen, identifizierten Person zuzuordnen, sie auszuwerten und dauerhaft zu speichern. Offiziell mit „Bequemlichkeit und Sicherheit“ beworben, entsteht so ein System der totalen Nachverfolgbarkeit digitaler Handlungen. Eine solche Infrastruktur ist ein Werkzeug, das, wie es im Quelltext heißt, „jeder Diktatur die Arbeit erleichtern würde“ und nun ausgerechnet in der Europäischen Union gebaut werden soll.

6. Fazit und Handlungsempfehlung: Verteidigung der Grundrechte als oberste Priorität

Die geplante EU-Chatkontrolle ist kein verhältnismäßiges Instrument zum Schutz von Kindern, sondern der Einstieg in ein Überwachungssystem, das die Grundrechte in Europa für Jahrzehnte untergraben würde. Die zentralen Argumente gegen dieses Vorhaben sind eindeutig:

  1. Der falsche Vorwand: Es geht nicht um wirksamen Kinderschutz, sondern um die Etablierung eines umfassenden Kontrollsystems über die private Kommunikation aller Bürger.
  2. Die Unverhältnismäßigkeit: Die permanente, anlasslose Durchleuchtung der gesamten digitalen Kommunikation ist ein inakzeptabler Eingriff in die Grundrechte. Er ist vergleichbar mit der Forderung, alle Wohnungen permanent zu durchsuchen, weil irgendwo ein Verbrechen stattfinden könnte.
  3. Die Unumkehrbarkeit: Einmal eingeführte Überwachungsinstrumente verschwinden nicht wieder. Sie werden zur Normalität und schaffen einen Standard, der die Erwartung an Privatsphäre nachhaltig zerstört.

Unsere klare und unmissverständliche Handlungsempfehlung an politische Entscheidungsträger, zivilgesellschaftliche Organisationen und Fachleute lautet daher:

Der Gesetzesvorschlag zur Chatkontrolle muss vollständig und endgültig abgelehnt werden. Diesem Ziel muss durch den Aufbau einer breiten Koalition von Mitgliedstaaten nachgegangen werden, die die langfristigen wirtschaftlichen und rechtsstaatlichen Risiken erkennen.

Die bisher ablehnende Haltung von Deutschland und Luxemburg ist ein wichtiges Signal und ein positives Beispiel für den Widerstand gegen diesen Frontalangriff auf die digitale Freiheit. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Staaten ihre Position nutzen, um andere Mitgliedstaaten proaktiv über die Gefahren für die digitale Souveränität Europas und die unkalkulierbaren Kollateralschäden aufzuklären. Sie müssen dem Druck aus Brüssel weiterhin standhalten und dürfen keine Kompromisse bei „modifizierten Varianten“ eingehen, die den Kern des Problems – die anlasslose Massenüberwachung – nicht beseitigen.

Die Verteidigung der digitalen Privatsphäre und der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist kein Nischenthema für Technologen, sondern die Verteidigung eines zentralen Stücks Freiheit. Sie ist die unabdingbare Grundlage für eine funktionierende Demokratie im 21. Jahrhundert. Wir dürfen nicht zulassen, dass Freiheit im Namen einer vermeintlichen Sicherheit geopfert wird.

E. Fallstudie: COINTELPRO und die Symbionese Liberation Army (SLA)

Wie US-Geheimdienste eine Terrorgruppe schufen, um die politische Linke zu zerstören

Am 15. April 1974 stürmt eine Gruppe radikaler Guerillas in die Hibernia Bank in San Francisco. An ihrer Spitze, mit einem Maschinengewehr in der Hand, steht Patty Hearst, die entführte Erbin eines Medienimperiums, die sich nun „Tania“ nennt. Wenige Monate zuvor hatte dieselbe Gruppe, die Symbionese Liberation Army (SLA), den angesehenen schwarzen Schulinspektor Dr. Marcus Foster kaltblütig auf offener Straße ermordet. Für eine schockierte Öffentlichkeit waren dies die Taten einer außer Kontrolle geratenen, linksradikalen Terrorsekte. Doch war es das wirklich?

Die Wahrheit ist weitaus verstörender. Diese scheinbar chaotischen Akte waren keine zufälligen Gewaltausbrüche, sondern die sorgfältig inszenierten Höhepunkte einer verdeckten Operation der psychologischen Kriegsführung. Sie waren das Produkt von COINTELPRO, dem geheimen Krieg des FBI gegen jegliche Form von politischem Dissens in den USA. Die SLA war keine authentische revolutionäre Zelle, sondern eine künstlich geschaffene Pseudogruppe, die von Geheimdienst-Akteuren gesteuert wurde, um die politische Linke zu diskreditieren, zu spalten und letztlich zu zerstören. Ziel dieses Dokuments ist es, die Anatomie dieser Operation zu dekonstruieren – von der Rekrutierung der Akteure in Gefängnissen bis hin zur Inszenierung medienwirksamer Verbrechen –, um die finsteren Methoden der staatlichen Zersetzung sichtbar und verständlich zu machen.

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1. Der Kontext: Das COINTELPRO-Programm des FBI

Das Counterintelligence Program, kurz COINTELPRO, war eine Reihe verdeckter und oft illegaler Projekte des US-amerikanischen Federal Bureau of Investigation (FBI) zwischen 1956 und 1971. Sein offizielles Ziel war die Spionageabwehr, doch sein wahres Mandat war die gezielte Unterwanderung, Zerstörung und Spaltung linker Parteien, Gruppen und sozialer Bewegungen. COINTELPRO agierte als unsichtbare Waffe des Staates gegen die eigenen Bürger, um politische Opposition im Keim zu ersticken.

1.1. Die wichtigsten Taktiken der Zersetzung

Um seine Ziele zu erreichen, entwickelte das FBI ein perfides Arsenal an psychologischen und operativen Taktiken. Die drei zentralen Methoden waren:

  1. Infiltration und Spaltung Agenten und Informanten wurden gezielt in Organisationen wie die Socialist Workers Party (SWP) oder die Black Panther Party eingeschleust. Ihre Aufgabe war es nicht nur, Informationen zu sammeln, sondern aktiv Misstrauen zu säen, ideologische Gräben zu vertiefen und interne Konflikte zu provozieren. Durch das Schüren von internem Streit wurde die Energie der Gruppen nach innen gelenkt und ihre Handlungsfähigkeit gelähmt.
  2. Einsatz von Provokateuren Verdeckte Agenten, sogenannte Provokateure, nahmen innerhalb der Gruppen bewusst extremistische Positionen ein. Sie forderten gewalttätige und kontraproduktive Aktionen, um die Bewegungen in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Indem sie legitime Proteste in kriminelle Akte umwandelten, lieferten sie den Medien ein negatives Bild und der Polizei einen Vorwand zum gewaltsamen Eingreifen.
  3. Schaffung von Pseudogruppen Die extremste Taktik war die Gründung komplett neuer, künstlicher Gruppen. Diese Organisationen nutzten linke Rhetorik, agierten aber als gewalttätige, sektenähnliche Zellen. Ihre Verbrechen wurden gezielt inszeniert, um die gesamte politische Linke mit Terrorismus und Kriminalität zu assoziieren und dem Staat einen Vorwand für die massive Ausweitung seiner Überwachungs- und Polizeibefugnisse zu liefern.

Diese letzte Taktik, die Schaffung einer Pseudogruppe, führte direkt zur Entstehung des schockierendsten Beispiels dieser Ära: der Symbionese Liberation Army.

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2. Die Schöpfung: Anatomie der Symbionese Liberation Army (SLA)

Die SLA war kein zufälliges Produkt radikaler Strömungen, sondern das Ergebnis einer gezielten Geheimdienstoperation. Ihre Entstehung lässt sich auf Schlüsselfiguren und Institutionen zurückführen, die als Architekten, Werkzeuge und Labore für diese psychologische Waffe dienten.

2.1. Der Architekt: Colston Westbrook

Colston Westbrook war der Gründer der Black Cultural Association (BCA), einer scheinbar progressiven Gruppe im Vacaville-Gefängnis. In Wahrheit war die BCA eine Tarnorganisation, die dazu diente, beeinflussbare Häftlinge zu identifizieren und zu manipulieren, um sie später in radikale Gruppen einzuschleusen. Westbrooks Qualifikationen für diese Rolle als Meister der psychologischen Kriegsführung waren seine tiefen Verbindungen zur Geheimdienstwelt:

  • Berater der koreanischen CIA
  • Mitarbeiter von Pacific Architects and Engineers (PA&E), einer Tarnfirma, die für das Phoenix-Programm der CIA in Vietnam Verhör- und Folterzentren baute.
  • Berater des kambodschanischen Führers Lon Nol, der durch einen von der CIA unterstützten Staatsstreich an die Macht kam.
  • Mitarbeiter der Abteilung für kriminelle Verschwörungen des LAPD, die ebenfalls Verbindungen zur CIA unterhielt.

Westbrook war der Mastermind, der die Fäden zog und die menschlichen Werkzeuge für die Operation formte.

2.2. Das Werkzeug: Donald DeFreeze

Donald DeFreeze, später bekannt als "Field Marshal Cinque", war die perfekte Marionette für die Operation. Er war ein Kleinkrimineller, der nie eine echte politische Überzeugung besaß, sondern ein reiner Opportunist war. Vor seiner Zeit bei der SLA arbeitete er als Informant für das "Red Squad" des Los Angeles Police Department (LAPD). Seine Aufgabe war es, Waffen an die Black Panthers zu verkaufen, um sie in eine Falle zu locken. Gemeinsam mit Ron Karenga, einem weiteren Polizeispitzel der rivalisierenden "US Organization", sollte er gezielt einen Bandenkrieg mit den Panthers provozieren. Dies war ein Lehrbuchbeispiel für die zuvor definierten COINTELPRO-Taktiken der "Infiltration und Spaltung" und des "Einsatzes von Provokateuren". DeFreeze war somit bereits ein erprobtes Instrument der staatlichen Zersetzung, bevor die SLA überhaupt existierte.

2.3. Das Labor: Die Vacaville-Anstalt und MK-ULTRA

Die medizinische Einrichtung in Vacaville war weit mehr als ein Gefängnis; sie war ein "wahres Haus des Grauens" und ein zentrales Labor für Verhaltensänderungs- und Bewusstseinskontrollprogramme, die direkt mit dem berüchtigten MK-ULTRA-Programm der CIA in Verbindung standen. Unter der Schirmherrschaft des damaligen kalifornischen Gouverneurs Ronald Reagan wurde hier ein systematischer Angriff auf den menschlichen Geist geführt, unterstützt von verschiedenen staatlichen und geheimdienstlichen Ebenen.

Institution / ProgrammAngewandte Methoden zur Programmierung
CIA & MK-ULTRAPsychochirurgische Eingriffe, Elektroschocks, Lobotomien, medizinische Experimente mit Drogen.
Kalifornische Regierung (unter Ronald Reagan)Unterstützung von Programmen zur Bewusstseinskontrolle als Mechanismus der sozialen Kontrolle.
Black Cultural Association (BCA)Gezielte Manipulation beeinflussbarer Häftlinge zur späteren Infiltration radikaler Gruppen.

Nachdem die SLA in diesem Labor geschaffen und ihre Mitglieder programmiert worden waren, wurde die Gruppe in die Öffentlichkeit entlassen, um gezielte Operationen durchzuführen, die die Nation schockieren und die politische Landschaft nachhaltig verändern sollten.

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3. Die Operation: Die SLA in Aktion

Die Aktionen der SLA waren keine zufälligen Gewaltausbrüche, sondern sorgfältig kalkulierte Akte der psychologischen Kriegsführung. Jede Tat verfolgte ein klares strategisches Ziel: die Diskreditierung der Linken und die Rechtfertigung staatlicher Repression.

3.1. Die strategische Ermordung von Dr. Marcus Foster

Am 6. November 1973 ermordete die SLA Dr. Marcus Foster, den ersten afroamerikanischen Superintendenten des Schulbezirks Oakland. Foster war ein angesehener und fortschrittlicher Reformer, der sich für die Bildung nicht-weißer Kinder einsetzte. Die SLA rechtfertigte den Mord mit der falschen Behauptung, Foster habe eine politische Polizeitruppe in den Schulen aufbauen wollen.

Der strategische Zweck dieser Tat war brilliant und perfide: Der sinnlose Mord an einem beliebten schwarzen Anführer, ausgeführt von einer Gruppe, die sich als "links" ausgab, sollte die gesamte progressive Bewegung als selbstzerstörerisch, brutal und irrational darstellen. Die Tat trieb einen Keil zwischen linke Aktivisten und die Minderheitengemeinschaften, die sie zu vertreten vorgaben. Die Reaktion des Magazins Ramparts brachte den Verdacht vieler auf den Punkt: Es vermutete, die SLA sei "nur eine Tarnorganisation für eine rechte oder polizeiliche Gruppe".

3.2. Die Entführung und Gehirnwäsche von Patty Hearst

Die Entführung der Millionenerbin Patty Hearst war der mediale Höhepunkt der SLA-Operation. Ihre Programmierung war nicht nur psychologisch, sondern auch brutal und physisch; einige SLA-Mitglieder sollen sie während ihrer Gefangenschaft vergewaltigt haben – ein verheerendes Werkzeug, um ihre Identität zu zerschmettern. Der Prozess ihrer Umwandlung folgte exakt dem Plan, den Donald DeFreeze bereits im Gefängnis formuliert hatte – eine Blaupause, die auf seinen eigenen Erfahrungen mit den MK-ULTRA-Methoden in Vacaville basierte:

  1. Isolation: Hearst wurde vollständig von ihrem bisherigen Leben und sozialen Umfeld getrennt.
  2. Psychologische Bedrohung: Sie wurde in ständige Todesangst versetzt, um ihren Willen zu brechen.
  3. Drogenverabreichung: Ihr wurden halluzinogene Drogen verabreicht, um ihre Wahrnehmung zu verzerren und sie manipulierbar zu machen.
  4. Programmierung: Sie wurde zu einem "Roboter" umprogrammiert, der Befehle ausführt.

Das Ergebnis war eine Propagandawaffe von unschätzbarem Wert: Patty Hearst, die Erbin eines Medienimperiums, trat als "urbane Guerilla Tania" vor die Kameras, schwor ihrer Klasse ab und beteiligte sich an einem Banküberfall. Die Verwandlung einer Figur der Elite in eine radikale Kriminelle dominierte monatelang die Nachrichten und zementierte das öffentliche Bild der Linken als eine gefährliche Gehirnwäsche-Sekte.

Diese gezielten Aktionen waren keine wirre Ideologie, sondern die praktische Anwendung von psychologischen Taktiken, die ein klares politisches Ziel verfolgten.

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4. Analyse: Die Taktiken der psychologischen Kriegsführung

Das scheinbare Chaos der SLA-Aktionen folgte einer eiskalten strategischen Logik. Jede Taktik war darauf ausgelegt, einen spezifischen psychologischen Effekt in der Öffentlichkeit und innerhalb der linken Bewegung zu erzielen.

TaktikBeabsichtigter psychologischer Effekt
Gründung einer gewalttätigen "linken" GruppeAssoziiert legitimen politischen Protest in der öffentlichen Wahrnehmung untrennbar mit krimineller Gewalt und Terrorismus.
Ermordung eines beliebten Reformers (Dr. Foster)Schürt Misstrauen und Angst innerhalb der Linken und bei Minderheitengemeinschaften; lässt die Bewegung als selbstzerstörerisch und irrational erscheinen.
Entführung & Umwandlung einer Prominenten (P. Hearst)Schafft ein fesselndes Medienspektakel, das die Linke als eine Gehirnwäsche-Sekte darstellt und die öffentliche Debatte von echten politischen Themen ablenkt.
Nutzung radikaler, aber sinnfreier Rhetorik ("Schweine")Schreckt die breite Öffentlichkeit ab und macht die Bewegung für gemäßigte Bürger unzugänglich und lächerlich.
Durchführung öffentlicher Verbrechen (Bankraub)Liefert den Behörden einen legitimen Vorwand, die Überwachung und Repression gegen alle linken Gruppen massiv auszuweiten.

Mit dem Erreichen dieser Ziele hatte die SLA ihre Schuldigkeit getan. Ihr Ende wurde ebenso spektakulär inszeniert wie ihre Existenz, um eine letzte, bleibende Botschaft zu senden.

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5. Fazit: Das feurige Ende und das dystopische Erbe

Die Geschichte der SLA endete, wie sie begonnen hatte: mit staatlich orchestrierter Gewalt, die als Medienspektakel inszeniert wurde. Doch die langfristigen Konsequenzen dieser Operation prägen die politische Landschaft bis heute.

5.1. Inszenierte Zerstörung

Im Mai 1974 umstellte das LAPD das Versteck der SLA in Los Angeles. Die darauf folgende Schießerei, bei der die Polizei über 5.000 Schuss abfeuerte, während von der SLA nur ein Bruchteil zurückkam, wurde live im Fernsehen übertragen und endete damit, dass das Haus in Flammen aufging. Die Umstände des Todes mehrerer Mitglieder deuten auf eine gezielte Säuberungsaktion hin. Nancy Ling Perrys Leiche wurde zehn Fuß von der Rückseite des Hauses entfernt gefunden, mit einem Schuss im Rücken und ohne Waffe in ihrer Nähe.

Der Tod des Anführers Donald DeFreeze war besonders verdächtig: Eine ballistische Analyse ergab, dass er von einem nicht vorschriftsmäßigen, stahlummantelten Projektil aus dem Zweiten Weltkrieg getötet wurde, das von außerhalb des Hauses abgefeuert wurde. Die neben seiner Leiche gefundene .38er-Pistole passte nicht zur Kugel. DeFreeze wurde nicht im Kreuzfeuer getötet, sondern gezielt eliminiert – ein typisches Vorgehen, um einen Agenten zum Schweigen zu bringen, dessen Mission erfüllt ist.

5.2. Die Schaffung einer neuen politischen Landschaft

Die SLA war, wie der Historiker Bruce Franklin feststellte, eine "konterrevolutionäre Organisation", die der echten revolutionären Bewegung "großen Schaden zugefügt" habe. Sie und andere COINTELPRO-Operationen waren erschreckend erfolgreich. Sie vergifteten das politische Klima, zerstörten das Vertrauen in soziale Bewegungen und schufen die Grundlage für die heutige politische Landschaft.

Das Erbe der SLA ist nicht nur eine historische Narbe; es ist der erfolgreiche Austausch von echtem politischem Diskurs durch inszenierte, polarisierende Spektakel – eine Taktik der psychologischen Kriegsführung, die zur Blaupause für die moderne politische Kontrolle geworden ist. Die Geschichte der Symbionese Liberation Army ist eine warnende Fallstudie darüber, wie Geheimdienste Realität formen, Bewegungen zerstören und die öffentliche Meinung manipulieren. Das Verständnis dieser finsteren Methoden ist entscheidend, um die Korruption zu erkennen, die das politische System bis heute durchdringt.

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Erstellt: 11.11.2025 - 06:20  |  Geändert: 14.11.2025 - 00:39