DIRTY HISTORY: DIE ERSTE GLOBALGESCHICHTE DES MÜLLS
Mensch und Müll - das ist eine lange und innige Beziehung. Bereits die Neandertaler haben Dinge für nutzlos befunden, aussortiert und weggeworfen. Das alte Rom kämpfte ebenso mit Müllproblemen wie die Metropolen des 19. Jahrhunderts. Doch alles verblasst hinter den Abfallbergen der Gegenwart. Anhand der Produktion von und dem Umgang mit Müll schreibt Roman Köster eine erhellende Geschichte unserer Spezies und zeigt, wie sich das Leben mit dem Abfall von der Sesshaftwerdung bis heute verändert.
Kulturgeschichte (Thema)
»Ohne die Zettel, also allein durch Nachdenken, würde ich auf solche Ideen nicht kommen.«
Niklas Luhmann
Der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Hektor Haarkötter hat die erste Kulturgeschichte des Notizzettels geschrieben und gleichzeitig eine Philosophie dieses unscheinbaren Mediums verfasst. Denn Notizzettel - Einkaufszettel, Spickzettel, Schmierzettel, Skizzen, Entwürfe, Karteikarten, Haftnotizen, Wandkritzeleien - sind der erste Haltepunkt vom Gedanken zum Geschriebenen: Ich denke, also notiere ich. Wer den Menschen beim Notieren zusieht, der kann ihnen beim Denken zusehen.
Erstmals erzählt Hektor Haarkötter die Kulturgeschichte des Notizzettels von den dunklen Anfängen bis in die unklare Zukunft und formuliert gleichzeitig dessen Theorie.
44 umkämpfte Autorinnen und ihre Theateraufführungen in der DDRDie vierzig Theaterjahre der DDR haben unglaubliche Geschichten hervorgebracht. Sie handeln von Verhinderungen, Verboten, Demütigungen. Aber ebenso viele Geschichten erzählen von Witz, List und großem Theater. Es sind tragische, komische, abenteuerliche und mutige Storys. Sie alle spielen hinter den Kulissen. Es sind Szenen aus der Kulturgeschichte eines untergegangenen Staates und einer mächtigen Partei, die das Theater als ideologisches Vehikel besonders wichtig nahm. Oft wichtiger, als dem Theater gut tat.Trotz aller Widrigkeiten entstanden erstaunliche und außergewöhnliche Theaterstücke.
Am Anfang der US-amerikanischen Unterhaltungskultur steht eine Schwarze Frau, von der das Publikum nicht weiß, ob es sich um einen 161 Jahre alten Menschen, einen Schwindel oder um einen Automaten handelt: Joice Heth, George Washingtons »Mammy«, mit der P. T. Barnum durch das Land tourt und schließlich die American Sideshow und den modernen Zirkus begründet. In Louis Chude-Sokeis eindringlichen Untersuchungen der Verschränkungen von Sklaverei, ihrem Nachleben und der technologischer Entwicklung ist die Geschichte der Sklavin, die bei der »Geburt Amerikas« anwesend war, um ab 1835 zur nationalen Attraktion zu werden, einer der Ausgangspunkte für die Frage nach dem Menschsein im Zeichen der Technik.
Die Beziehung zwischen Russland und Europa aus den Augen des wohl berühmtesten russischen Schriftstellers – erstaunliche Einblicke in den kulturellen Fundus der aktuellen russischen Politik. Nicht nur die russische Politik, auch die westliche Berichterstattung über den Angriffskrieg Russlands greift immer wieder auf einen Fundus an Zuschreibungen zurück, in dem der den Russen so vertraute Dostojewski eine zentrale Rolle spielt. Sein Tagebuch eines Schriftstellers wurde lange vernachlässigt, dabei ist es nicht nur für sein literarisches Werk von zentraler Bedeutung.
Der Band ist ein zentraler Baustein eines außergewöhnlichen europäischen Kooperationsprojektes: Zehn protestantische Institutionen aus sechs Ländern widmen sich im Jahr 2023 in zehn Ausstellungen höchst unterschiedlichen Wanderungsbewegungen aus dem Blickwinkel evangelischer Kulturgeschichte. Das Buch dient als gemeinsamer Ausstellungskatalog. Es geht um Hugenotten und (österreichische) Exulanten, um Auswanderer in die USA, um individuelle Flüchtlingsschicksale wie jenes des slowenischen Reformators Primoz Trubar oder der aus Poitou stammenden braunschweigischen Herzogin Eléonore d’Olbreuse ebenso wie um Massenphänomene von Flucht und Vertreibung im 20. und 21. Jahrhundert.
Rau, ungeschönt, in konservativen Kreisen als »Rinnsteinkunst« verschrien: Kompromisslos setzt Käthe Kollwitz ihre Kunst als politisches Sprachmittel für das soziale und humane Elend ihrer Zeit ein. Stets steht dabei die Würde des Menschen im Fokus. Der Band gibt einen umfassenden Einblick in Engagement und Schaffen der Künstlerin, deren Werk aktueller denn je ist.
Wie können wir die Philosophie dekolonisieren? Einen wichtigen Beitrag zu diesem Projekt kann ihre Geschichtsschreibung leisten, und gerade der Blick auf Afrika bietet Ansätze für eine Transformation in globaler Perspektive. Die Auseinandersetzung mit dem Kontinent - vom alten Ägypten über Westafrika bis zur afrikanischen Diaspora - wirft nämlich grundlegende Fragen zum Umgang mit Denktraditionen oraler Gesellschaften sowie mit alternativen Quellen und philosophischen Praktiken auf.
Sind Gewalt, Gewalterfahrungen, Gewalttaten und das Leben in den Städten eng aneinander gebunden? Phänomene kollektiver Gewalt wurden von der Geschichtswissenschaft bisher vor allem für die Zwischenkriegszeit in den Blick genommen. Der von Friedrich Lenger konzipierte und herausgegebene Band erweitert deutlich die Perspektive: Er schlägt den Bogen zur älteren Politik der Straße wie Demonstrationen, Lebensmittelunruhen oder Mieterstreiks und bezieht den europäischen Osten und Süden ein. Politische Gewalt wird nicht zuletzt konsequent in den Zusammenhang vermeintlich unpolitischer Protestformen einordnet.
1503 fälschte der Nürnberger Bildhauer Veit Stoß einen Schuldschein und beging damit ein Kapitalverbrechen. Nach der schmählichen Strafe der Brandmarkung mit glühenden Eisen floh Stoß entehrt nach Münnerstadt, wo er im Zeichen einer tiefen persönlichen Krise die Flügel des Hochaltares bemalte. Eindrucksvoll widmet sich der Band der brisanten Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Verbrechen.
