"Oskar Roehler macht seine persönliche Tragödie zu einem Lehrstück über die frühe Bundesrepublik." Die Welt
Der Mangel erzählt vom Aufwachsen und Großwerden einer Gruppe von Kindern in den Sechzigern, von den Anstrengungen der Väter, Wohlstand, zumindest die Illusion davon, auch für ihre Familien zu schaffen. Von den Rückschlägen, die sie erleiden. Von den Sorgen und Existenzängsten der Mütter, die sie vor ihrer Zeit altern lassen. Vor allem aber er erzählt er in Anlehnung an die Kindheit des Autors von dem fundamentalen Wandel der bundesrepublikanischen Gesellschaft in der Wirtschaftswunderzeit. Vom Übergang einer Mangelgesellschaft, in der es von allem zu wenig gab, in eine Konsumgesellschaft, die den Menschen ihre Würde raubt.
Humor (Thema)
Eine sarkastische Abrechnung mit der Sinnentleertheit der Medien- und Konsumgesellschaft, ein hemmungsloser, provokanter Roman, der mit drastischer Komik immer auch von der unstillbaren Sehnsucht nach Schönheit erzählt. Gregor Samsa ist ein abgehalfterter Regisseur, Ende Fünfzig, ein ramponierter Typ in einer ramponierten Gesellschaft, der sich in Konsumtempeln und Puffs herumtreibt, um seine Zeit totzuschlagen. Dabei lässt er sein verpfuschtes Leben Revue passieren. Die Tatsache, dass er es als »Kulturschaffender« vergeudet hat, trägt nicht gerade zu seiner Freude bei.
Zwei junge Menschen verwandeln sich in Waschbären. Thomas Brussig macht daraus einen hoch komischen Gesellschaftsroman.
Bräsenfelde ist ein Kaff in der Provinz, das man sich ungefähr so vorstellen muss, wie es heißt. Und dennoch begibt sich dort Aufregendes, Weltbewegendes: In der Waschanlage einer Tankstelle verwandeln sich Fibi und Aram, zwei übermütige Jugendliche in Waschbären. Was wie ein Witz anmutet, den niemand glauben kann, wird unabweisbare Realität, der man sich stellen muss. Keine kleine Zumutung für ihre Familien, die Mitschüler und vor allem für sich selbst. Hält dieser Blödsinn einer medizinischen Untersuchung stand? Beim Veterinär? Oder beim Kinderarzt? Was sagt der Genetiker? Wie steht es um die juristischen Implikationen? Menschenrechte? Kinderrechte? Tierrechte? Geht das wieder weg?
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Schicksal des roten Katers ist schrecklich. Aber das der übrigen Figuren in dieser bitterbösen Geschichte nicht minder. Charles und Eva Caradec sind in die Vorstadt gezogen, um etwas Platz zu haben und im Grünen zu leben. Das Heizsystem wird aus erneuerbarer Energie gespeist, das Abwasser ebenso wie der Kompost recycelt. Und hinter den frisch verputzten Fassaden belauern sich die Nachbarn bald gegenseitig. Sie überwachen und strafen einander, es entstehen Intrigen und Affären. Die gemeinsamen Grillabende können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Versprechen dauerhaften Glücks nicht im Neubaugebiet liegt, und als eine Nachbarin spurlos verschwindet, scheint die Katastrophe unabwendbar.
Man kennt die Synchronstimme am Ende von "Manche mögen's heiß", die aus dem Mund eines liebestollen Millionärs die Worte "Niemand ist perfekt " hervornäselt: Das ist Freddy Balthoff. Als jüdischer Schauspieler, schwul und mit Liebhaber in der Wehrmacht, überlebten er und andere die Nazizeit versteckt im Berliner Villenvorort Schlachtensee - in einer Bauhausikone, erbaut von Peter Behrens, eingerichtet von Marcel Breuer, die noch heute dort steht. Sie gehörte dem jüdischen Schauspieler Fritz Wisten und dessen Familie.
Carsten Wuppke kann einfach seinen Mund nicht halten. Warum muss der Neuköllner Sozialarbeiter, der gerade Schwierigkeiten mit dem Gesetz hat, sich an der Supermarktkasse auch mit einem Polizisten anlegen? Und dann ausgerechnet einen Roller "ausborgen", der Ali alSafa, genannt "der Chinese", gehört? Prompt verdonnert ihn der Clanchef zu ein paar Gefälligkeiten: Erst muss Wuppke seine Jungs in gewaltfreier Kommunikation coachen und dann ein krummes Immobiliengeschäft auf Sylt für ihn zurechtbiegen, das mit dem Naturschutz und dem Bürgermeisterwahlkampf in Konflikt steht.
"Der Zauberer von Ost" ist zurück, mit Altem und mit Neuem. Die Welt ist ein Dorf. Und so hat Uwe Steimle das Kleine im Großen verpackt und umgekehrt: findet sich die große Welt geschickt wieder im Alltag. Geschichte besteht aus Geschichten, so sein Motto. Nach dreißig Jahren Deutscher Vereinigung fragt hier leise einer: War es das, oder was kommt da noch? Ist der Ostdeutsche jetzt ein Westdeutscher oder der Westdeutsche ein Ostdeutscher? Was sind all diese Klassifikationen noch wert nach all der Zeit? Steimle spürt dem Zeitgeist nach und hat auf viele Fragen die eine und auch die andere Antwort. Er schreibt über das Letzte von Heute und über das Beste von Gestern.
Gunter Böhnke hat sein Leben wie im Schlaf verbracht, denn er leidet an Narkolepsie. Doch diese Schlafkrankheit hat ihn nicht davon abgehalten, eine traumhafte Karriere als Kabarettist, Autor und Übersetzter hinzulegen.
Der bekennende Leipziger Gunter Böhnke kommt aus Dresden und hat einen ostpreußischen Migrationshintergrund. Achtsamkeit und Nachhaltigkeit bestimmen sein Leben. Er achtet darauf, dass er den Nachmittagsschlaf hält. Sonst gerät sein Leben aus den Fugen. Denn Gunter Böhnke leidet an Narkolepsie.
Der Debütroman der Kabarettistin Lisa Eckhart ist ein wilder Ritt durch die Nachkriegsgeschichte: tabulos, intelligent, böse, geschliffen – und sehr, sehr komisch.
„Helga, schnell, die Russen kommen!“ 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude.
Heydrich tobt. Gerade erst hat der "Reichsprotektor von Böhmen und Mähren" das ehrwürdige Konzerthaus Rudolfinum zum "Haus der deutschen Kunst" umwidmen lassen, da entdeckt er unter den Komponistenstatuen auf dem Dach einen Juden: Mendelssohn-Bartholdy.
Der SS-Anwärter Julius Schlesinger erhält den Befehl, sich um dessen Beseitigung zu kümmern. Aber das ist schwieriger als gedacht. Denn erstens ist er nicht schwindelfrei und will nicht aufs Dach. Und zweitens finden die beiden mitgebrachten Tschechen, Becvár und Stankovský, nicht heraus, wer der Fragliche ist - denn die Statuen tragen keine Namen.
Da hat Schlesinger eine Idee: Eben erst hat er gelernt, dass Juden die größten Nasen hätten.
