World History DE (Medienpräsenz)

...Schlecht ausgerüstet und unzureichend ausgebildet, kämpften und starben Tausende von Jugendlichen für den behaupteten Endsieg, obwohl die Niederlage unausweichlich geworden war.

Wien wurde während des Zweiten Weltkriegs 52 Mal bombardiert. Aufgrund des zunehmenden Treibstoffmangels konnte im Herbst 1944 nur noch die Artillerie gegen Luftangriffe verteidigen.
Schirach, der Angst vor Luftangriffen hatte, ließ die Kellerräume der Wiener Hofburg, wo er mit seiner Familie lebte, zum Luftschutzbunker ausbauen. Außerdem hatte er im Untergeschoss der weitläufigen unterirdischen Wiener Flugabwehrleitstelle in den Wäldern westlich von Wien persönliche Räumlichkeiten. Die Wiener nannten diese Befehls- und Kommandozentrale kurzerhand "Schirach-Bunker".
Am 2. April 1945 wurde Wien von der Roten Armee angegriffen, die sich am 9. April dem Stadtzentrum näherte. An diesem Tag verbreitete Schirach seinen letzten Aufruf "bis zum letzten Mann" zu kämpfen. Baldur selbst kämpfte jedoch nicht, sondern verließ sein Hauptquartier und floh mit dem II. SS-Panzerkorps nach Westen in Richtung Tirol, wo er am 2. Mai seine Uniform auszog und unter dem Namen Dr. Richard Falk in der österreichischen Stadt Schwaz untertauchte. Am 5. Juni gab von Schirach, der offiziell als tot galt, unerwartet seine wahre Identität preis, stellte sich dem amerikanischen Stadtkommandanten und wurde vom 103rd Counterintelligence Corps verhaftet.

Danach wurde Baldur von Schirach in Nürnberg vor Gericht gestellt. In diesem Prozess war Schirach einer der wenigen Angeklagten, die Hitler verurteilten.
Obwohl er behauptete, nichts von den Vernichtungslagern gewusst zu haben, wurden während der Verhandlungen seine Beteiligung an den Judendeportationen und seine Reden zur Verteidigung seines Handelns ausführlich dargestellt. Ursprünglich war er wegen seiner Rolle beim Aufbau der Hitlerjugend wegen Verbrechen gegen den Frieden angeklagt, wurde aber in diesem Punkt freigesprochen. Am 1. Oktober 1946 wurde er jedoch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden, weil er an der Deportation der Wiener Juden in deutsche Konzentrationslager im besetzten Polen beteiligt war, was für diese Menschen bedeutet, dass sie in den sicheren Tod geschickt wurden. Er wurde zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er im Gefängnis von Spandau verbüßte.

Auch Baldur von Schirachs Frau und Kinder mussten einen Preis für seine Verbrechen zahlen.
Ihren Erinnerungen zufolge war Henriette von Schirach mehr als ein Jahr lang von der US-Armee inhaftiert worden und musste täglich die Toiletten des Gefängnisses reinigen. Für diese Arbeit wurde sie von den Gefängniswärtern mit Hitlerjugend-Fahnen ausgestattet. Sie erinnert sich, dass sie von den weißen amerikanischen Wachen misshandelt und verachtet wurde und dass nur die schwarzen Soldaten anständig zu ihr waren. Ihr Vater, Heinrich Hoffmann, wurde ebenfalls verhaftet und inhaftiert, so dass die von Schirach-Kinder ohne Eltern oder Großeltern zurückblieben, die sich um sie kümmern konnten. Sie wurden für einige Jahre von Bauernfamilien in Südbayern aufgenommen und besuchten die örtlichen Schulen.
Henriette von Schirach beantragte am 20. Juli 1949 die Scheidung von ihrem Mann, während er im Gefängnis saß.

Baldur von Schirach wurde am 30. September 1966 aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er seine volle Strafe verbüßt hatte. Auf einem Auge blind und an einer Thrombose leidend, zog er sich nach Süddeutschland zurück. Kurz nach seiner Entlassung sagte er in einem Interview: "Ich habe ein Konzentrationslager besucht. Was ich sah, zeigte nichts von den Grausamkeiten, die sich ereigneten und die später bekannt wurden. Zu dieser Zeit wusste ich nichts von den Gräueltaten, die dort verübt wurden. Als ich von ihnen erfuhr, tat ich, was ich konnte, und das ist meine moralische Schuld vor der Geschichte. Ich habe nicht genug getan".
Er war 67 Jahre alt, als er am 8. August 1974 starb.
„Ich war einer von euch", stand auf seinem Grabstein. Das Grab wurde Anfang 2015 eingeebnet, nachdem die Ruhezeit abgelaufen war und die Familie auf eine weitere Verlängerung verzichtet hatte.

...Die Lager-Gestapo folterte Edek, um herauszufinden, wer ihm die Uniform und die Waffe gegeben hatte. Er gab sein Geheimnis jedoch nicht preis. Boleslaw Staron, der zur gleichen Zeit wie Edek inhaftiert gewesen war, erinnerte sich, dass Edek jeden Abend nach dem Appell ein italienisches Lied sang, um Mala ein Zeichen zu geben, dass er noch lebte.

Am 15. September 1944 wurden die 26-jährige Mala und der 20-jährige Edek nach Birkenau verlegt. Sie wurden bei einer öffentlichen Hinrichtung beide gleichzeitig gehängt, jeweils im Frauen- und im Männerlager. Edek sprang in die Luke, bevor das Urteil verlesen wurden, aber die Wachen stellten ihn zurück auf die Tribüne. Edek rief dann etwas wie „Lang lebe Polen!“. Eine Person sagte allen anderen Gefangenen, dass sie ihre Hüte aus Achtung vor Edek abnehmen sollten und das taten sie.

Die Auschwitz-Überlebenden Primo Levi, Raya Kagan und andere berichteten nach dem Krieg, dass Mala sich zur selben Zeit am Fuß des Galgens mit einer Rasierklinge eine Pulsader aufgeschnitten hatte. Die SS-Wachen versuchten dann, ihr die Rasierklinge zu entreißen, doch Mala ohrfeigte sie mit ihrer blutüberströmten Hand. Mala schrie die Wache an: „Ihr werdet für eure Taten alle bitter bezahlen!“ Dann drehte sie sich zu den versammelten Gefangenen um und versuchte, sie zu ermutigen: „Ich war draußen! Das Ende des Krieges ist nah, seid stark und robust“. Andere Wachen warfen sich sofort auf sie, schlugen sie zu Boden und knebelten sie. Auf Anweisung aus Berlin befahl Maria Mandl, bekannt als„die Bestie aus Auschwitz“, dass Mala bei lebendigem Leib im Krematorium verbrannt werden sollte. 
Mala wurde dann auf eine Schubkarre gelegt und in die Krankenstation des Lagers gebracht, um die Blutung zu stoppen. Die genauen Umstände ihres Todes wurden nie vollständig geklärt, da die Berichte der überlebenden Augenzeugen stark voneinander abweichen. Einige Zeugen sagten, dass sie auf der Schubkarre starb, während andere berichteten, dass ein Wachmann Mitleid mit ihr hatte und sie am Eingang des Krematoriums erschoss. Es gibt auch einen Bericht, dass sie Gift bei sich hatte und es einnahm, bevor sie lebendig verbrannt werden konnte, während ein anderer Bericht besagt, dass sie lebendig in den Ofen des Krematoriums in Auschwitz geworfen wurde. Die Häftlinge, die gezwungen waren, die Leichen zu verbrennen, waren darüber informiert worden, dass Mala ankommen würde, und sie trafen spezielle Vorbereitungen. Sie beteten und weinten, als sie ihre Überreste verbrannten.

Doch Malas Vermächtnis bleibt lebendig. Auch heute, mehr als 79 Jahre nach ihrem Tod, ist diese gute und mutige Frau, die alles in ihrer Kraft stehende tat, um anderen zu helfen und Dutzende Mitgefangene vor dem sicheren Tod rettete, nicht vergessen. Viele Überlebende, darunter 39 belgische Häftlinge aus dem Frauenlager, sagten nach dem Krieg, das Mala ihnen das Leben rettete. Eine von ihnen, Sarah Gutfrajnd, nannte ihre 1946 geborene Tochter Mala. Mala Meyer lebt heute in Tel Aviv. Die Überlebenden widmeten Mala ein Holocaust-Forschungsstipendium in Yad Vashem, der internationalen Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem.

2017 wurde Mala Zimetbaum mit dem JRJ-Titel ausgezeichnet - eine Auszeichnung für jüdische Menschen, die andere Juden im Holocaust retteten. Diese Auszeichnung wird vom "B'nai B'rith world center“ in Jerusalem und dem „Komitee zur Anerkennung von Juden, die andere Juden im Holocaust retteten“ verliehen.
Dr. Abraham Huli, damals Vizepräsident von B'nai B'rith International als Vertreter für Israel, reichte die Nominierung ein.

Diejenigen, die Mala kannten, sprachen ihr Leben lang mit großem Respekt und Anerkennung über sie. Sie betonten häufig, dass sie ihr ihr Leben verdankten. Einige ihrer Nachkommen sind bis heute nach Mala benannt.

Auf dem Antwerpener Gebäude, in dem Mala lebte, ist eine Gedenktafel mit ihrem Relief angebracht. Da sie kein Grab hatte, wurde im September 2023 auf dem jüdischen Friedhof in Brzesko, ihrer polnischen Heimatstadt, ein Denkmal errichtet.
Mala war eine Heldin, die ihr Leben denjenigen widmeten, die es am meisten brauchten und die bis zum letzten Atemzug für diese Menschen gekämpft hat.