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Kapitalismus (Thema)
Reichtum gilt als gut, sogar als begehrenswert. Selbst wer nicht nach ihm strebt, würde ihn kaum zurückweisen, und wer anderen ihren Reichtum nicht gönnt, gilt schnell als neidisch. Christian Neuhäuser stellt in seinem neuen Buch solche Selbstverständlichkeiten in Frage und behauptet: Man kann nicht nur reich, man kann auch zu reich sein. Er zeigt, dass das gesellschaftliche Streben nach immer mehr ein Zusammenleben in Würde gefährdet, und argumentiert für einen Umgang mit dem erreichten Wohlstand, der deutlich verantwortungsvoller ist als derjenige, den wir gegenwärtig pflegen.
Klimawandel, Digitalisierung und die Spannungen globaler Integration haben das Potenzial zu einer großen Transformation. Sie bergen Herausforderungen in sich, die Märkte allein nicht bewältigen können. Also ist die Politik gefragt. Aber befindet sich demokratische Politik nicht selbst derzeit in der Krise? Wird sie nicht vermehrt selbst zur Quelle von Problemen, statt zu deren Lösung beizutragen? Die in diesem Jahrbuch versammelten Beiträge widmen sich einerseits der Diagnose der anstehenden Probleme:
Die Gestaltung der so oder anders digitalisierten Gesellschaft ist in vollem Gange. Changierend in den Wirkungen und polarisierend in den Reaktionen erschaffen die digitaltechnologischen Umwälzungen der Gegenwart eine widerspruchsvolle Gemengelage aus Freiheiten und Unterwerfungen. Lars Hochmann, Stephanie Birkner und Hans Jürgen Heinecke zeigen: Das unpolitische Reden über "Digitalisierung" ist an sein Ende gekommen. Wer heute vom Digitalkapitalismus nicht sprechen will, soll auch von "Digitalisierung" schweigen.
Der Umbau der Krankenhäuser zu Unternehmen wird immer wieder als in sich konsistente Rationalisierungsstrategie verhandelt. Aus soziologischer Perspektive wird hingegen deutlich: Die viel diskutierte "Ökonomisierung" der Krankenhäuser ist ein in sich widersprüchlicher Prozess. Robin Mohan zeichnet die Geschichte des Krankenhauses mithilfe einer an Marx, Weber und Bourdieu orientierten Gesellschaftstheorie der Ökonomisierung nach, die den Widerspruch von Gebrauchswert und Tauschwert zum verbindenden Leitmotiv erhebt. Ergänzt wird die Analyse durch eine arbeitssoziologische Studie, die rekonstruiert, wie sich die Ökonomisierungsprozesse aus der Sicht der Pflegekräfte darstellen.
Zum ersten Mal in der Geschichte dominiert ein einziges Wirtschaftssystem den Globus. Von Peking bis Porto Alegre: Ob es uns gefällt oder nicht, heute sind wir alle Kapitalisten. Das Mantra der Alternativlosigkeit gehört längst zum rhetorischen Standardrepertoire von Politikern jeder Couleur. Warum konnte sich der Kapitalismus gegen den Kommunismus durchsetzen? Wie steht es um die Aussichten auf eine gerechtere Welt, nun, da seine Vorherrschaft ohne Konkurrenz ist? Spätestens seit der Finanzkrise zeichnet sich ab, dass zwei Ausprägungen im Wettstreit miteinander liegen: ein liberaler Kapitalismus, der mit rechtsstaatlichen Prinzipien und Demokratie einhergeht, und ein autoritärer, in dem Vetternwirtschaft und politische Willkür an der Tagesordnung sind.
Sozioökonomische Ungleichheit, von den meisten Deutschen hauptsächlich in Staaten wie den USA, Brasilien oder Südafrika verortet, ist auch hierzulande stark ausgeprägt und nimmt weiter zu. Sie beschränkt sich nicht auf die asymmetrische Verteilung von Einkommen, Eigentum und Vermögen, sondern erstreckt sich auf fast alle Lebensbereiche. Christoph Butterwegge beschäftigt sich mit ihren aktuellen Erscheinungsformen, wobei neben Bildung und Wohnen die Gesundheit im Vordergrund steht. "Vor dem Corona-Virus sind alle gleich", glauben viele ...
Weltweit ist eine Konjunktur der Refeudalisierung zu verzeichnen: Milliardäre werden Staatspräsidenten, der Luxuskonsum steigt ebenso dramatisch an wie soziale Ungleichheiten und es entsteht eine Kultur politischer und sozio-ökonomischer Abschottung. In Lateinamerika ist diese Tendenz zudem mit einem markanten Rechtsruck in der politischen Sphäre verbunden, der - symbolisiert im Aufstieg weißer, reicher Männer - Indigene, Arme und Feministen zunehmend diffamiert.
Erstmals die ganze Geschichte einer beispiellosen deutschen Karriere.
Kein Name verkörpert das Drama der deutschen Wirtschaft im 20. Jahrhundert klarer als der Name Flick. Zweimal folgte dem beispiellosen Aufstieg der politische und moralische Bankrott. Unter vier politischen Systemen, vom späten Kaiserreich über die Weimarer Republik und das Dritte Reich bis in die Bundesrepublik, war Flick erfolgreich - und scheiterte doch auf ganzer Linie. Was ihm vorschwebte, war ein gewaltiger Konzern, der generationenübergreifend in Familienbesitz bleiben sollte. Aber nach dem Vater versagten die Söhne.
Die Herstellung von Kunstwerken wird in jüngerer Zeit vermehrt aus dem Atelier in spezialisierte handwerkliche Produktionsstätten ausgelagert. Die hier tätigen »Art Fabricators« sind in der Regel namen- und gesichtslos auf der Hinterbühne der »Art World« mit ihrem handwerklichen Geschick, einem ausgeprägten Kunstverständnis und hohem Maß an Kreativität an der Hervorbringung von Kunstwerken aktiv beteiligt. Sie stehen im Zentrum dieser Studie. Mittels ethnografischer Feldforschungen bietet Franz Schultheis erstmals Einblicke in die Praxis sowie Produktionsbedingungen und -verhältnisse solcher Manufakturen.
Der Band stellt mehr als sechzig der wichtigsten politischen und sozialwissenschaftlichen Texte des 20. Jahrhunderts vor - von Lenin bis Mao, von Gandhi bis Mbembe, von Maududi, Qutb, Arendt und Popper bis Habermas, Butler und Sen. Sie alle werden von führenden Experten interpretiert und historisch wie werkbiographisch eingeordnet. Die ausgewählten Texte spiegeln in ihrer Vielstimmigkeit und globalen Spannbreite die widersprüchliche Geschichte des vergangenen Jahrhunderts wider.
