Marx-Engels-Werke (MEW) Band 23
Das Kapital: Bd. 1
Briefing-Dokument: Kernthemen aus „Das Kapital“
Zusammenfassung
Dieses Dokument synthetisiert die zentralen Thesen und analytischen Kernelemente aus den bereitgestellten Auszügen von Karl Marx' Werk „Das Kapital“. Das erklärte Ziel des Werkes ist es, „das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen“. Die Analyse konzentriert sich auf die kapitalistische Produktionsweise, ihre historischen Voraussetzungen und ihre immanenten Widersprüche.
Der Kern der kapitalistischen Produktion ist die Erzeugung von Mehrwert, der aus der unbezahlten Arbeit der Lohnarbeiterklasse entspringt. Dieser Prozess beginnt mit der Verwandlung von Geld in Kapital durch den Kauf der einzigartigen Ware Arbeitskraft, deren Gebrauchswert darin besteht, mehr Wert zu schaffen, als sie selbst kostet. Das Kapital hat einen unstillbaren „Heißhunger nach Mehrarbeit“, was sich im Kampf um die Verlängerung des Arbeitstages (absoluter Mehrwert) und in der Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Kooperation, Manufaktur und Maschinerie (relativer Mehrwert) äußert.
Die Akkumulation des Kapitals, d.h. die Rückverwandlung von Mehrwert in neues Kapital, ist zugleich eine „Vermehrung des Proletariats“. Dieser Prozess führt gesetzmäßig zur Schaffung einer relativen Übervölkerung oder „industriellen Reservearmee“, die den Lohn auf ein für die Kapitalverwertung passendes Niveau drückt. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation besagt, dass die Anhäufung von Reichtum an einem Pol der Gesellschaft untrennbar mit der Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei und moralischer Degradation am Gegenpol verbunden ist.
Die historische Grundlage für diese Produktionsweise ist die sogenannte ursprüngliche Akkumulation, ein gewaltsamer Prozess der Trennung der Produzenten von ihren Produktionsmitteln, der exemplarisch an der Expropriation des Landvolks in England dargestellt wird. Marx argumentiert, dass die kapitalistische Produktionsweise durch die zunehmende Vergesellschaftung der Arbeit und die Zentralisation der Produktionsmittel ihre eigenen materiellen Voraussetzungen für eine höhere Gesellschaftsform schafft, während sie gleichzeitig die Klassengegensätze zuspitzt.
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1. Methodik, Zielsetzung und wissenschaftlicher Anspruch
1.1. Das ökonomische Bewegungsgesetz
Der deklarierte „letzte Endzweck dieses Werks“ ist es, „das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen“. Marx' Analyse zielt darauf ab, die Naturgesetze der kapitalistischen Produktion aufzudecken, die als „mit eherner Notwendigkeit wirkende und sich durchsetzende Tendenzen“ beschrieben werden.
1.2. Methodischer Ansatz
- Dialektische Methode: Marx unterscheidet seine Methode von der Hegels, beschreibt sie aber als deren Gegenteil. In ihrer „rationellen Gestalt“ sei die Dialektik dem Bürgertum „ein Ärgernis und ein Greuel“, da sie „in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation, seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordne Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist.“
- Wissenschaftliche Abstraktion: Analog zum Physiker, der Naturprozesse unter idealen Bedingungen beobachtet, untersucht Marx die kapitalistische Produktionsweise dort, wo sie in ihrer „prägnantesten Form“ erscheint.
- England als klassisches Beispiel: England dient als „Hauptillustration“ der theoretischen Entwicklung, da es die „klassische Stätte“ der kapitalistischen Produktionsweise sei. Marx warnt jedoch deutsche Leser vor Selbstzufriedenheit mit dem Ausruf: „De te fabula narratur!“ (Die Geschichte handelt von dir!), da das industriell entwickeltere Land dem minder entwickelten nur das Bild der eigenen Zukunft zeige.
1.3. Wissenschaftskritik und Rezeption
- Verfall der bürgerlichen Ökonomie: Die klassische politische Ökonomie, vertreten durch Ricardo, erreichte laut Marx ihre „unüberschreitbare Schranke“, als der Klassenkampf offensichtlich wurde. Danach habe sich die wissenschaftliche Forschung in „bezahlte Klopffechterei“ verwandelt, bei der es nicht mehr um die Wahrheit eines Theorems ging, sondern darum, „ob es dem Kapital nützlich oder schädlich, bequem oder unbequem, ob polizeiwidrig oder nicht“ sei.
- Schwierigkeit der Lektüre: Marx räumt ein, dass der Anfang, insbesondere die „Analyse der Ware“, die meiste Schwierigkeit bereiten werde. Er postuliert jedoch: „Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft, und nur diejenigen haben Aussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die Mühe nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen.“
- Rezeption: Das Werk wurde auf dem Kontinent oft als „die Bibel der Arbeiterklasse“ bezeichnet. Eine russische Übersetzung von 1872 war mit 3.000 Exemplaren schnell fast vergriffen, was die internationale Wirkung des Werkes unterstreicht.
2. Ware, Wert und Fetischismus
2.1. Der Doppelcharakter der Ware
Jedes nützliche Ding oder Gut (z.B. Eisen, Leinwand) ist unter einem doppelten Gesichtspunkt zu betrachten:
- Gebrauchswert: Die Nützlichkeit eines Dings, die durch seine physischen Eigenschaften bedingt ist. Gebrauchswerte bilden den „stofflichen Inhalt des Reichtums“. Sie verwirklichen sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion.
- Tauschwert: Erscheint als das quantitative Verhältnis, in dem sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art austauschen.
2.2. Wertsubstanz und Wertgröße
- Wertsubstanz: Der Tauschwert ist nur die Erscheinungsform eines gemeinsamen Inhalts. Dieses Gemeinsame kann keine Eigenschaft der Warenkörper sein. Übrig bleibt nur eine Eigenschaft: die, Arbeitsprodukte zu sein. Der Wert einer Ware repräsentiert „abstrakt menschliche Arbeit“, die Verausgabung menschlicher Arbeitskraft.
- Wertgröße: Die Größe des Werts wird durch das Quantum der in ihr enthaltenen „wertbildenden Substanz“, also der Arbeit, gemessen. Das Quantum der Arbeit wiederum wird durch ihre Zeitdauer, die Arbeitszeit, gemessen. Maßgebend ist die „gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit“, d.h. die Zeit, die erforderlich ist, um einen Gebrauchswert unter den normal gegebenen Produktionsbedingungen und mit dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit herzustellen.
2.3. Die Wertform bis zur Geldform
Aristoteles wird als der erste Analytiker der Wertform gewürdigt, der im Wertausdruck ein „Gleichheitsverhältnis“ entdeckte. Er konnte jedoch aufgrund der historischen Schranke seiner Gesellschaft (Sklavenarbeit) nicht erkennen, worin dieses Gleichheitsverhältnis „in Wahrheit“ besteht: die Gleichheit aller Arbeiten als menschliche Arbeit. Die Wertform entwickelt sich von der einfachen Wertform (x Ware A = y Ware B) über die entfaltete zur allgemeinen Wertform, bei der sich alle Waren in einer einzigen, dem allgemeinen Äquivalent, ausdrücken. Die fertige Gestalt dieser Form ist die Geldform.
2.4. Der Fetischismus der Ware
Das Geheimnisvolle der Warenform liegt darin, dass sie den Menschen „die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst“ zurückspiegelt. Das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten erscheint als „ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen“.
„Es ist nur das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst, welches hier für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt.“
Diese Verrückung nennt Marx den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden. Er vergleicht dies mit der „Nebelregion der religiösen Welt“, wo die Produkte des menschlichen Kopfes ein Eigenleben zu führen scheinen.
3. Der Mehrwert: Quelle und Produktionsformen
3.1. Die Verwandlung von Geld in Kapital
Die einfache Warenzirkulation folgt der Formel W-G-W (Ware-Geld-Ware), bei der eine Ware verkauft wird, um eine andere zu kaufen; der Zweck ist die Befriedigung von Bedürfnissen. Die Zirkulation des Kapitals hingegen folgt der Formel G-W-G' (Geld-Ware-mehr Geld), bei der Geld investiert wird, um am Ende einen größeren Geldbetrag zu erhalten. Dieser Zuwachs (G' - G) ist der Mehrwert. Seine Quelle kann nicht im Tauschakt selbst liegen, wo im Normalfall Äquivalente getauscht werden.
Die Lösung des Rätsels liegt in einer besonderen Ware: der Arbeitskraft. Der Kapitalist findet auf dem Markt den freien Arbeiter, der gezwungen ist, seine Arbeitskraft zu verkaufen.
- Wert der Arbeitskraft: Wird bestimmt durch die Arbeitszeit, die zur Produktion ihrer Lebensmittel notwendig ist, d.h. die zur Erhaltung und Reproduktion des Arbeiters erforderlichen Mittel.
- Gebrauchswert der Arbeitskraft: Ist die Arbeit selbst und die Fähigkeit, Wert zu schaffen. Entscheidend ist, dass der Konsum der Arbeitskraft (die Arbeit) mehr Wert schafft, als die Arbeitskraft selbst kostet.
3.2. Die Produktion des absoluten Mehrwerts
Der Arbeitstag zerfällt in zwei Teile:
- Notwendige Arbeitszeit: Die Zeit, in der der Arbeiter ein Wertäquivalent für seine Arbeitskraft (seinen Lohn) produziert.
- Mehrarbeitszeit: Die darüber hinausgehende Zeit, in der der Arbeiter Mehrarbeit leistet, die unbezahlt bleibt und den Mehrwert schafft.
Die Rate des Mehrwerts (Mehrarbeit / notwendige Arbeit) ist der exakte Ausdruck für den Exploitationsgrad der Arbeitskraft. Der „Heißhunger nach Mehrarbeit“ treibt das Kapital zur maßlosen Verlängerung des Arbeitstages. Dies führte zu einem jahrhundertelangen „Bürgerkrieg zwischen der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse“ um die Festsetzung eines Normalarbeitstags, der exemplarisch an der Geschichte der englischen Fabrikgesetzgebung nachgezeichnet wird.
3.3. Die Produktion des relativen Mehrwerts
Relativer Mehrwert entsteht durch die Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit, was eine Steigerung der Produktivkraft der Arbeit voraussetzt. Die wichtigsten Methoden hierfür sind:
| Methode | Beschreibung | Auswirkungen auf den Arbeiter |
| Einfache Kooperation | Gleichzeitige Anwendung einer größeren Arbeiteranzahl auf denselben Arbeitsprozess. Schafft eine neue „gesellschaftliche Produktivkraft“, die mehr ist als die Summe der Einzelkräfte. | Individuum wird Teil eines Gesamtorganismus; Ökonomie in der Anwendung von Produktionsmitteln. |
| Teilung der Arbeit und Manufaktur | Der Produktionsprozess wird in einzelne Teilfunktionen zerlegt, die zu lebenslänglichen, exklusiven Operationen einzelner Arbeiter werden. | Die Produktivkraft des Gesamtarbeiters wird durch die „Verarmung des Arbeiters an individuellen Produktivkräften“ erkauft. Führt zu geistiger und körperlicher Verkrüppelung. |
| Maschinerie und große Industrie | Revolutioniert die Produktionsweise fundamental. Das Arbeitsmittel wird zu einer „objektiven, vom Arbeiter unabhängigen“ Kraft. | Die Arbeit wird zur Überwachung und Bedienung der Maschine. Dies ermöglicht die massive Einbeziehung von Frauen und Kindern. Führt zur extremen Intensivierung der Arbeit, zur moralischen und physischen Degradierung und zur Unterwerfung unter den „despotischen“ Fabrikkodex. |
4. Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation
4.1. Reproduktion und Akkumulation
- Einfache Reproduktion: Ein Teil des produzierten Werts ersetzt das verbrauchte Kapital (konstant und variabel), während der Mehrwert vom Kapitalisten konsumiert wird. Dieser Prozess reproduziert nicht nur die Produkte, sondern das Kapitalverhältnis selbst: Der Arbeiter verlässt den Prozess so, wie er ihn betreten hat, als besitzlose Arbeitskraft.
- Akkumulation: Ist die Verwandlung von Mehrwert in zusätzliches Kapital. Sie ist keine persönliche Sparsamkeit („Abstinenz“) des Kapitalisten, sondern eine immanente Notwendigkeit des Systems, getrieben durch Konkurrenz. Sie ist zugleich die „Vermehrung des Proletariats“.
4.2. Die industrielle Reservearmee
Mit der Akkumulation wächst die organische Zusammensetzung des Kapitals, d.h. der Anteil des konstanten Kapitals (Maschinen, Rohstoffe) nimmt relativ zum variablen Kapital (Arbeitslohn) zu. Die Nachfrage nach Arbeit wächst daher langsamer als die Akkumulation des Gesamtkapitals. Die Maschinerie setzt zudem beständig Arbeiter „frei“. Dies erzeugt eine relative Übervölkerung oder industrielle Reservearmee. Diese Reservearmee ist eine Existenzbedingung der kapitalistischen Produktion. Sie liefert verfügbares „Menschenmaterial“ für plötzliche Expansionen und drückt in Phasen der Stagnation den Lohn der aktiven Arbeiterarmee.
4.3. Das Gesetz und seine Illustrationen
Das absolute, allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation besagt:
„Je größer der gesellschaftliche Reichtum, das funktionierende Kapital, Umfang und Energie seines Wachstums, also auch die absolute Größe des Proletariats und die Produktivkraft seiner Arbeit, desto größer die industrielle Reservearmee. ... Je größer aber diese Reservearmee im Verhältnis zur aktiven Arbeiterarmee, desto massenhafter die konsolidierte Übervölkerung, deren Elend im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Arbeitsqual steht. Je größer endlich die Lazarusschicht der Arbeiterklasse und die industrielle Reservearmee, desto größer der offizielle Pauperismus.“
Illustrative Beispiele:
- England (1846-1866): Trotz eines beispiellosen Wachstums von Reichtum, Exporten und Produktion, das Gladstone als „berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht“ beschreibt, bleibt diese Vermehrung „ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt“. Gleichzeitig verschlechtert sich die Lage großer Teile der Arbeiterklasse, was durch Untersuchungen zur Wohnungsnot, Unterernährung und Kindersterblichkeit belegt wird.
- Irland: Die Entvölkerung durch die Hungersnot und die massive Auswanderung seit 1846 führte nicht zu einer Verbesserung der Lage der verbliebenen Arbeiter. Die agrarische Revolution (Umwandlung von Ackerland in Weideland) schritt schneller voran und produzierte eine neue relative Übervölkerung, die die Löhne niedrig hielt und das Elend perpetuierte.
5. Die sogenannte ursprüngliche Akkumulation
5.1. Das Geheimnis der Trennung
Die Akkumulation des Kapitals setzt die kapitalistische Produktion voraus, diese aber das Vorhandensein von Kapital und Lohnarbeitern. Der Ausgangspunkt dieses Kreislaufs ist die ursprüngliche Akkumulation. Sie ist „nichts andres als der historische Scheidungsprozeß von Produzent und Produktionsmittel“. Sie erscheint als „ursprünglich“, weil sie die Vorgeschichte des Kapitals bildet.
5.2. Historische Prozesse der Expropriation
Dieser Prozess ist keine Idylle, sondern „eingeschrieben in die Annalen der Menschheit mit Zügen von Blut und Feuer“. Die Hauptmomente sind:
- Expropriation des Landvolks: In England wird dies durch die Auflösung feudaler Gefolgschaften, die gewaltsame Verjagung von Bauern, die Usurpation des Gemeindelandes („Inclosures“) und den Raub von Kirchen- und Staatsgütern vollzogen. Dieser Prozess schuf massenhaft „vogelfreie“ Proletarier für die entstehenden Manufakturen.
- Blutgesetzgebung: Gegen die so geschaffenen Vagabunden und Bettler wurden in ganz Westeuropa vom 15. bis ins 18. Jahrhundert drakonische Gesetze erlassen, die sie mit Peitsche, Brandmarkung und Tod in die Disziplin der Lohnarbeit zwangen.
- Genesis des Kapitals: Die Genesis des industriellen Kapitalisten vollzog sich langsamer. Die Haupthebel der ursprünglichen Akkumulation waren jedoch:
- Das Kolonialsystem: Ausplünderung Amerikas, Sklavenhandel („Verwandlung von Afrika in ein Geheg zur Handelsjagd auf Schwarzhäute“), Raub in Ostindien.
- Das System der Staatsschulden (öffentlicher Kredit): Die Staatsverschuldung wurde zu einem der „energischsten Hebel“. Sie schuf eine Klasse müßiger Rentner und stattete die Regierung mit Geld aus, das in Kapital verwandelt werden konnte.
- Das moderne Steuersystem: Als notwendige Ergänzung der Staatsschulden wirkte es als gewaltiger Enteignungsmechanismus.
- Das Protektionssystem: Ein „Kunstmittel, Fabrikanten zu fabrizieren, unabhängige Arbeiter zu expropriieren, die nationalen Produktions- und Lebensmittel zu kapitalisieren“.
6. Auseinandersetzungen und Kontroversen
Die Gladstone-Kontroverse
Ein anonymer Artikel in der Zeitschrift „Concordia“ (Organ des deutschen Fabrikantenbundes) warf Marx 1872 vor, ein Zitat aus einer Budgetrede von William Gladstone (1863) gefälscht zu haben. Der strittige Satz lautete: „Diese berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht ... ist ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt“. Marx wies die Anschuldigung zurück, indem er auf den Bericht der „Times“ verwies, der einen fast gleichlautenden Satz enthielt, der im quasi-offiziellen Bericht von „Hansard“ fehlte. Die Kontroverse zog sich über Jahre hin und involvierte auch Marx' Tochter Eleanor und Friedrich Engels. Marx und Engels argumentierten, dass der kompromittierende Satz aus dem offiziellen Bericht nachträglich entfernt worden sei. Marx selbst verweist im „Kapital“ auf die „fortlaufenden, schreienden Widersprüchen in Gladstones Budgetreden“.
Erstellt: 17.11.2019 - 22:00 | Geändert: 25.11.2025 - 19:32
