Marx-Engels-Werke (MEW) Band 26.3
Theorien über den Mehrwert

Inhalt: Marx: Theorien über den Mehrwert (Vierter Band des "Kapitals"). Dritter Teil: Neunzehntes bis vierundzwanzigstes Kapitel und Beilagen.

ISBN 978-3-320-00230-5 1993 24,90 € Portofrei Bestellen (Buch | Hardcover)

Briefing-Dokument: Kritische Analyse der Politischen Ökonomie nach Ricardo

Zusammenfassung

Dieses Dokument synthetisiert die zentralen Themen und kritischen Analysen aus den vorgelegten Auszügen der „Theorien über den Mehrwert“. Der Text stellt eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den ökonomischen Denkern der post-ricardianischen Ära dar, in deren Mittelpunkt der Verfall der klassischen politischen Ökonomie und der Aufstieg der Vulgärökonomie stehen.

Die Hauptthemen umfassen:

  1. Die Werttheorie: Im Zentrum der Debatte steht die Arbeitswerttheorie. Es wird die Aushöhlung von Ricardos Lehre durch Ökonomen wie Malthus, James Mill und McCulloch kritisiert. Diese ersetzen die Bestimmung des Werts durch die im Produkt enthaltene Arbeit durch oberflächliche Konzepte wie „kommandierte Arbeit“ (Malthus) oder rein relative Wertbegriffe (Bailey), was zu apologetischen Erklärungen des Profits als nominellem Preisaufschlag führt.
  2. Der Ursprung des Profits: Die Quelle des Mehrwerts ist ein zentraler Streitpunkt. Während die klassische Ökonomie (in ihren Widersprüchen) auf unbezahlte Arbeit hindeutet, entwickeln Vulgärökonomen wie Malthus die Theorie des „Profit upon Alienation“, der durch einen Aufschlag auf die Produktionskosten entsteht. Dies erfordert die theoretische Konstruktion einer Klasse „unproduktiver Konsumenten“, die den Mehrwert realisieren soll.
  3. Die Natur des Kapitals: Die Analyse deckt die Konfusion zwischen der dinglichen Form des Kapitals (Produktionsmittel) und seiner spezifisch gesellschaftlichen Form als Machtverhältnis auf. Kritiker wie Hodgskin werden positiv hervorgehoben, da sie das Kapital korrekt als „Kommando über Arbeit“ definieren und die Vorstellung eines angehäuften Lohnfonds durch das Konzept der „koexistierenden Arbeit“ ersetzen. Ökonomen wie Ramsay und Cherbuliez leisten einen Beitrag durch die (wenn auch fehlerhaft bezeichnete) Unterscheidung zwischen konstantem und variablem Kapital.
  4. Krisen und Überproduktion: Der Text beleuchtet den fundamentalen Gegensatz zwischen der Malthus'schen Theorie der notwendigen Überkonsumtion zur Vermeidung von Überproduktion und der ricardianischen Leugnung allgemeiner Krisen auf Basis des Say'schen Gesetzes. Die Analyse zeigt auf, dass die Ricardianer die im Kapitalismus angelegten Widersprüche (Trennung von Kauf und Verkauf, Produktion für Profit statt für Gebrauch) ignorieren.
  5. Die proletarische Kritik und der Aufstieg der Vulgärökonomie: Die aus den Widersprüchen der ricardianischen Theorie entstehende proletarische Kritik (z.B. Hodgskin, Ravenstone) wird als konsequente Weiterentwicklung der Arbeitswerttheorie dargestellt. Sie enthüllt den Mehrwert als unbezahlte Mehrarbeit. Parallel dazu wird der Übergang zur Vulgärökonomie nachgezeichnet, die den wissenschaftlichen Versuch, innere Zusammenhänge aufzudecken, durch eine reine Beschreibung und Rechtfertigung der Erscheinungsformen ersetzt. Dies mündet in der fetischisierten „Dreieinigkeitsformel“ (Boden-Rente, Kapital-Zins, Arbeit-Lohn), die die gesellschaftlichen Produktionsverhältnisse als natürliche Eigenschaften von Dingen darstellt.

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1. Der Kampf um die Werttheorie

Die Auseinandersetzung um die Arbeitswerttheorie bildet den Kern der analysierten ökonomischen Debatten. Die nachfolgenden Ökonomen werden dafür kritisiert, Ricardos grundlegende Erkenntnisse entweder misszuverstehen, zu verflachen oder in apologetischer Absicht zu verkehren.

1.1. Malthus' Wertlehre: „Kommandierte Arbeit“ vs. „Enthaltene Arbeit“

Thomas Robert Malthus wird als einer der ersten Kritiker dargestellt, der Ricardos Werttheorie zugunsten einer vulgären Konzeption aufgibt. Sein zentraler Fehler besteht darin, den Wert einer Ware nicht durch die zu ihrer Produktion notwendige Arbeitszeit zu bestimmen, sondern durch die Menge an Arbeit, die sie kaufen oder „kommandieren“ kann.

  • Definition des Profits in den Wert: Malthus versucht, den Profit direkt in die Definition des Werts zu integrieren, um die Schwierigkeit Ricardos zu umgehen, den Profit aus dem Wertgesetz selbst abzuleiten.
  • Arbeit als Maß des Werts: Er kehrt zu einer oberflächlichen Lesart von Adam Smith zurück und erklärt die „Arbeit, die eine Ware kommandieren kann“, zum Maß des Werts. Dies führt zu der tautologischen Aussage, dass der Wert einer Ware ihrem Wert plus einem Überschuss über diesen Wert entspreche, da eine Ware stets mehr Arbeit kommandiert, als in ihr enthalten ist.

1.2. James Mills Versuch der Systematisierung und die Auflösung der Ricardoschen Schule

James Mill wird als der erste systematische Darsteller der Ricardoschen Theorie porträtiert, dessen Streben nach formeller logischer Konsequenz jedoch den Beginn der Auflösung dieser Schule markiert. Anstatt die realen Widersprüche zu analysieren, versucht er, sie wegzuerklären.

  • Sprachliche Fiktionen: Um Widersprüche zwischen der allgemeinen Werttheorie und konkreten Erscheinungen (wie dem Wertzuwachs von Wein im Keller) zu lösen, greift Mill zu „sprachlichen Fiktionen“. Er postuliert, dass die Zeit, in der der Wein lagert, als eine Zeit betrachtet werden könne, in der Arbeit auf ihn verwandt wird, auch wenn dies faktisch nicht der Fall ist.
  • Verleugnung von Gegensätzen: Wo ökonomische Verhältnisse Widersprüche enthalten (z. B. der Austausch zwischen Kapital und Arbeit), hebt Mill das Moment der Einheit hervor und leugnet die Gegensätze. Er macht die „Einheit von Gegensätzen zur unmittelbaren Identität dieser Gegensätze“, was ihn daran hindert, die spezifische Natur des Lohnarbeitsverhältnisses zu begreifen.

1.3. Samuel Baileys Relativismus und die Ablehnung eines immanenten Werts

Samuel Bailey wird als Hauptgegner Ricardos vorgestellt, der die Grundlage der Werttheorie selbst umzuwerfen sucht. Seine Kritik ist jedoch als oberflächlicher Relativismus charakterisiert, der das Wesen des Werts verkennt.

  • Wert als rein relatives Verhältnis: Bailey bestreitet, dass der Wert eine der Ware immanente Eigenschaft ist, die auf der in ihr enthaltenen Arbeit beruht. Für ihn ist Wert ausschließlich ein Verhältnis zwischen gleichzeitig existierenden Waren.
  • Konsequenzen des Relativismus: Diese Auffassung führt zu absurden Schlussfolgerungen: Eine Ware kann weder über noch unter ihrem Wert verkauft werden, da ihr Wert das ist, wofür sie verkauft wird. Wert und Marktpreis (prix courant) werden identisch. Die Frage nach der gemeinsamen Substanz, die den Austausch von Waren überhaupt erst ermöglicht (die gesellschaftliche Arbeit), wird gar nicht erst gestellt.

1.4. McCullochs Vulgarisierung: Die „Löhne der aufgehäuften Arbeit“

J. R. McCulloch wird als derjenige dargestellt, der die Ricardosche Ökonomie zu einem reinen Geschäft macht und sie ihrer letzten wissenschaftlichen Substanz beraubt. Er löst alle Widersprüche auf, indem er die grundlegenden Unterscheidungen eliminiert.

  • Arbeit und Kapital als identisch: Um das Problem zu umgehen, dass Kapitalien mit ungleicher Zusammensetzung gleiche Profite abwerfen, erklärt McCulloch die im konstanten Kapital (Maschinen, Rohstoffe) enthaltenen Gebrauchswerte selbst zu Arbeitern. Die „Operationen“, die diese Dinge im Produktionsprozess verrichten, nennt er „Arbeit“.
  • Profit als Lohn: Folgerichtig wird der Profit zum Lohn für diese „aufgehäufte Arbeit“. Diese Begriffsverwirrung löst den Widerspruch scheinbar auf, indem sie seinen Ursprung – den Unterschied zwischen der wertschaffenden lebendigen Arbeit und dem werterhaltenden konstanten Kapital – durch eine Phrase beseitigt.

2. Der Ursprung des Profits: Mehrwert vs. „Profit upon Alienation“

Die Erklärung der Herkunft des Profits ist ein zentrales Feld der Auseinandersetzung, das den Unterschied zwischen wissenschaftlicher Analyse und apologetischer Beschreibung verdeutlicht.

2.1. Die Theorie des nominellen Preisaufschlags

Malthus, Torrens und andere vertreten die Auffassung, der Profit entstehe durch einen Aufschlag (surcharge), den der Verkäufer auf den Wert bzw. die Kosten der Ware macht.

  • Profit als Betrug: Diese Theorie reduziert den Profit auf einen „profit upon expropriation“, bei dem der Verkäufer die Ware über ihrem Wert verkauft.
  • Das Problem der Realisierung: Wenn alle Kapitalisten sich gegenseitig ihre Waren zu teuer verkaufen, entsteht kein realer Mehrwertfonds, sondern nur eine nominelle Preissteigerung. Keiner realisiert einen Gewinn. Dies führt zur Notwendigkeit einer externen Käuferklasse.

2.2. Malthus und die Notwendigkeit „unproduktiver Konsumenten“

Um das Problem der Realisierung des Profits zu lösen, postuliert Malthus die Existenz einer dritten Klasse von Käufern, die konsumiert, ohne zu produzieren.

  • Der deus ex machina: Diese Klasse, bestehend aus Grundbesitzern, Staatsbeamten, Priestern etc., soll die Waren zu ihrem nominell erhöhten Preis kaufen, ohne ihrerseits Waren zu verkaufen. Dadurch wird der nominelle Aufschlag in einen realen Profit verwandelt.
  • Apologie parasitärer Klassen: Diese Theorie dient als Rechtfertigung für die Existenz von Klassen, die sich einen Teil des gesellschaftlichen Reichtums aneignen, ohne an der Produktion teilzunehmen. Sie repräsentieren den „Verschwendungstrieb“ als notwendiges Gegengewicht zum „Akkumulationstrieb“ der Kapitalisten und als Mittel gegen die Überproduktion.

2.3. Die Widersprüche der Ricardianischen Schule

Ricardo und seine Schule scheitern daran, die Entstehung einer allgemeinen Profitrate mit der Arbeitswerttheorie in Einklang zu bringen.

  • Ausnahmen vom Wertgesetz: Ricardo erkennt, dass Kapitalien von unterschiedlicher organischer Zusammensetzung (d.h. unterschiedlichem Verhältnis von konstantem zu variablem Kapital) tendenziell die gleiche Profitrate abwerfen, obwohl sie ungleiche Mengen unmittelbarer Arbeit in Bewegung setzen und somit ungleiche Mengen Mehrwert produzieren. Er erklärt dies als „Ausnahme“ vom Wertgesetz.
  • Mangelnde Vermittlung: Ricardo identifiziert Kostenpreis und Wert und erkennt nicht, dass die Bildung einer allgemeinen Profitrate die Verwandlung der Werte in von ihnen abweichende Produktionspreise voraussetzt. Er spricht den Widerspruch nicht klar aus, sondern behandelt ihn nur in der Form, dass Lohnschwankungen die Preise von Waren ungleich beeinflussen. Malthus nutzt diesen ungelösten Widerspruch, um die Arbeitswerttheorie als Ganzes anzugreifen.

3. Die Natur des Kapitals: Dinglicher Vorrat vs. Soziales Verhältnis

Die Analyse deckt die Konfusion der Ökonomen über die wahre Natur des Kapitals auf. Während die meisten es mit seinen stofflichen Elementen (Produktionsmittel, Lebensmittel) identifizieren, wird in der Kritik die spezifisch gesellschaftliche Form als entscheidend herausgearbeitet.

3.1. Die Unterscheidung zwischen konstantem und variablem Kapital (Ramsay & Cherbuliez)

George Ramsay und Antoine Cherbuliez werden für ihren Versuch gelobt, eine grundlegende Unterscheidung innerhalb des Kapitals zu treffen, auch wenn sie die traditionelle, aus dem Zirkulationsprozess stammende Terminologie beibehalten und falsch anwenden.

  • Ramsays Definition:
    • Fixes Kapital: Schließt alle Elemente des konstanten Kapitals ein, also nicht nur Maschinen und Gebäude, sondern auch Rohmaterialien.
    • Zirkulierendes Kapital: Besteht ausschließlich aus den Lebensmitteln, die an die Arbeiter als Lohn vorgeschossen werden (variables Kapital).
  • Folgerung: Aus dieser Unterscheidung leiten beide Ökonomen die korrekte Tendenz ab, dass im Fortschritt der kapitalistischen Produktion der konstante Teil des Kapitals auf Kosten des variablen Teils zunimmt, was zu einer relativ abnehmenden Nachfrage nach Arbeit führt.

3.2. Thomas Hodgskins Kritik: „Koexistierende Arbeit“ statt „zirkulierendes Kapital“

Thomas Hodgskin wird als einer der schärfsten Kritiker der Verdinglichung des Kapitalbegriffs dargestellt. Er argumentiert, dass die Effekte, die dem „zirkulierenden Kapital“ (dem angehäuften Vorrat an Lebensmitteln) zugeschrieben werden, in Wirklichkeit von der „koexistierenden Arbeit“ herrühren.

  • Widerlegung des Lohnfonds: Die Vorstellung, dass die Produktion von einem vom Kapitalisten angehäuften Vorrat an Lebensmitteln abhängt, wird als Illusion entlarvt. Der Produktions- und Reproduktionsprozess ist ein kontinuierlicher Fluss, der auf der gleichzeitigen Existenz verschiedener, sich ergänzender Arbeitszweige beruht. Die Baumwolle, das Garn und das Gewebe werden gleichzeitig nebeneinander produziert und reproduziert.
  • Gesellschaftlicher Charakter der Arbeit: Hodgskin betont, dass die Produktivität jedes einzelnen Arbeiters von der gleichzeitig stattfindenden Arbeit unzähliger anderer abhängt. Erst die kapitalistische Produktion entwickelt diesen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit umfassend.

3.3. Kapital als „Kommando über Arbeit“

Hodgskin fasst die wahre Natur des Kapitals korrekt als ein soziales Machtverhältnis.

  • Kapital als Mittel der Aneignung: Das fixe Kapital (Werkzeuge, Maschinen) ist an sich unproduktiv. Es wird erst produktiv durch die Anwendung lebendiger Arbeit. Sein Wert als Kapital besteht nicht darin, ein Produkt vergangener Arbeit zu sein, sondern darin, seinem Besitzer die Macht zu geben, sich gegenwärtige Arbeit anzueignen.
  • Der Kapitalist als Mittelsmann: Der Kapitalist wird als „bedrückender Mittelsmann zwischen den verschiedenen Arbeitern“ beschrieben. Ohne ihn wären „produktives Kapital und geschickte Arbeit“ dasselbe.

4. Krisentheorie: Überproduktion und Say'sches Gesetz

Die Möglichkeit allgemeiner Überproduktionskrisen war ein zentraler Streitpunkt, der die tiefen Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise offenlegte.

  • Malthus' Krisentheorie: Malthus argumentiert, dass die Nachfrage der produktiven Arbeiter allein niemals ausreichen könne, um die Akkumulation zu motivieren. Die Gefahr einer allgemeinen Überfüllung des Marktes erfordere die Nachfrage durch unproduktive Konsumenten.
  • Die Ricardianische Leugnung: Ökonomen wie James Mill und die Verfasser der ricardianischen Streitschriften leugnen die Möglichkeit allgemeiner Überproduktion auf Basis des Say'schen Gesetzes, wonach sich Waren nur mit Waren kaufen und Angebot somit seine eigene Nachfrage schafft.
  • Kritik am Say'schen Gesetz: Diese Sichtweise wird als Tautologie kritisiert, die die realen Trennungen der kapitalistischen Produktion ignoriert:
    • Trennung von Kauf und Verkauf: Der Austausch ist nicht direkter Tauschhandel. Die Verwandlung der Ware in Geld (Verkauf) und die Rückverwandlung von Geld in Ware (Kauf) sind getrennte Akte.
    • Trennung von Produktion und Konsum: Produziert wird für den Profit, nicht für den unmittelbaren Bedarf. Produzenten und Konsumenten sind nicht identisch.
    • Trennung von Gebrauchswert und Tauschwert: Die Nachfrage nach Gebrauchswerten (Quantität) ist nicht identisch mit der produzierten Wertmenge.
  • Die proletarische Perspektive: Die anonyme Schrift „The Source and Remedy of the National Difficulties“ kehrt die Perspektive um. Sie sieht Reichtum nicht im materiellen Produkt, sondern in der freien, verfügbaren Zeit. Die kapitalistische Akkumulation, die auf der Aneignung von Mehrarbeit beruht, wird als Ursache der Armut der Arbeiter und als Hindernis für wahren Reichtum identifiziert.

5. Die Entstehung der Vulgärökonomie

Der Text zeichnet den Übergang von der klassischen Ökonomie, die trotz ihrer Widersprüche versucht, die inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion zu ergründen, zur Vulgärökonomie nach, deren Ziel die Apologetik und die Beschreibung der reinen Erscheinungsformen ist.

5.1. Von der Analyse zur Apologetik

  • Klassische Ökonomie: Versucht, die verschiedenen Formen des Reichtums (Rente, Profit, Zins) auf eine innere Einheit (Mehrwert) zurückzuführen. Ihr Mangel besteht darin, die kapitalistische Form der Produktion als ewige Naturform zu betrachten.
  • Vulgärökonomie: Gibt die wissenschaftliche Analyse auf. Sie nimmt die veräußerlichten, fetischisierten Formen der ökonomischen Verhältnisse (Preis, Zins, Rente) als gegeben und erklärt sie aus sich selbst, anstatt ihren Ursprung im Produktionsprozess aufzudecken.

5.2. Die „Dreieinigkeitsformel“

Die Vulgärökonomie gipfelt in der Formel Boden-Rente, Kapital-Zins, Arbeit-Lohn.

  • Fetischisierung der Revenuequellen: In dieser Formel erscheinen Rente, Zins und Lohn als natürliche Früchte der Dinge selbst – des Bodens, des Kapitals und der Arbeit. Der gesellschaftliche Ursprung des Werts und des Mehrwerts in der Arbeit wird vollständig ausgelöscht.
  • Zirkelschluss: Diese Formel führt zu dem Zirkelschluss, dass der Warenpreis durch die Summe von Lohn, Zins und Rente bestimmt wird, während gleichzeitig die Höhe von Lohn, Zins und Rente durch den Warenpreis bestimmt zu sein scheint. Für die Vulgärökonomie ist dies kein Widerspruch, sondern die Beschreibung der Realität, da sie die Erscheinungsformen für das Wesen der Sache hält.
  • Verdinglichung der Verhältnisse: Die Agenten der Produktion leben in einer „verzauberten Welt“, in der ihre eigenen gesellschaftlichen Beziehungen ihnen als Eigenschaften der stofflichen Elemente der Produktion erscheinen. Kapital wird zu einer automatischen Quelle von Wert, die Erde zu einer Quelle von Rente, getrennt von jeder menschlichen Arbeit.

Erstellt: 17.11.2019 - 22:32  |  Geändert: 23.11.2025 - 17:34