Das Monument seiner Macht - so König Joãos Streben - soll an Pracht und Größe den spanischen Escorial übertreffen. Dreizehn Jahre dauert die Errichtung des Klosters, die ein Baumeister aus Regensburg begleitet, unzählige Arbeiter schinden sich dabei jämmerlich zu Tode. Saramago stellt den Wahnsinn dieses vermessenen Projekts dem Elend des gequälten Volkes gegenüber, das Trost in Magie und messianischen Erwartungen sucht. In opulenten Bildern lässt Saramago die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts in Portugal in all seinen Facetten auferstehen.
Literatur (Thema)
Einfühlend und in kritischer Distanz beschreibt dieses Buch übergreifend die Entwicklung José Saramagos. Im Abstand von zehn Jahren zur Verleihung des Nobelpreises 1998 geschieht dies in einer erweiterten und aktualisierten Form gegenüber der ersten Ausgabe von "Saramago lesen". Als Leitfrage bleibt: Welche Bedeutung erlangt Saramagos Denken und Schreiben im Kontext Portugals, der Iberischen Halbinsel, Europas und der Welt? Nach einer Einführung, die von der Aktualität ausgeht, beleuchten insgesamt sieben Kapitel die Vielfalt der Ansätze. Im Dialog mit verschiedenen Interpretationen und mit Saramagos eigenen Kommentaren geht es darum, Wege der Lektüre zu weisen, Entwicklungslinien und -brüche zu skizzieren. Im Mittelpunkt stehen die dreizehn zwischen 1977 und 2005 veröffentlichten Romane, die ihn zum international erfolgreichsten Schriftsteller Portugals machten.
Entdecken Sie eine weitere Facette des vielschichtigen Werks von Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah: Die verschlungene Lebens- und Fluchtgeschichte zweier Menschen aus Sansibar - ergreifend, zeitlos und so wahrhaftig wie das Leben selbst. Es ist ein später Novembernachmittag, als Saleh Omar auf dem Flughafen Gatwick landet. In einer kleinen Tasche, dem einzigen Gepäck, das der Mann aus Sansibar bei sich trägt, liegt sein wertvollster Besitz: eine Mahagonischachtel mit Weihrauch. Eben noch war Omar Inhaber eines Geschäftes, er besaß ein Haus, war Ehemann und Vater. Jetzt ist er ein Asylbewerber, und Schweigen ist sein einziger Schutz. Während Omar von einem Beamten ins Verhör genommen wird, lebt nicht weit entfernt, zurückgezogen in seiner Londoner Wohnung, Latif Mahmud. Auch er stammt aus Sansibar, hatte jedoch bei der Flucht aus seiner Heimat einst den Weg über den »sozialistischen Bruderstaat« DDR gewählt.
»Banal, kitschig, trivial« - wenn wir Schriftstellerinnen weiter abwerten, verpassen wir das Beste! Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen. Das muss ein Ende haben. Nicole Seifert liefert das Buch zur Debatte - klug, fundiert und inspirierend. Banal, kitschig, trivial - drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren Tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen.
Ein Mensch im Dschungel der Jahrzehnte, ein Abenteuer - endlich wieder ein Buch des großen Filmemachers Werner Herzog
Hiroo Onoda ist jung, als Japan vor den USA kapituliert und der Zweite Weltkrieg endet, ohne dass er davon erfährt. Er ist alt, als endlich auch sein Krieg ein Ende findet. Noch Jahrzehnte hat der Soldat weiter eine bedeutungslose Insel im Pazifik verteidigt. Wie ein Gespenst versteckt sich Onoda im Urwald, kämpft mit der erbarmungslosen Natur ebenso wie mit seinen eigenen Dämonen. Der große Autor und Filmemacher Werner Herzog hat den Mann mit dieser besonderen Vergangenheit selbst in Japan getroffen. Sein erstes Buch nach vielen Jahren ist ein glühender, bewegender Bildertanz vom Sinn und Unsinn unserer Existenz.
Einführung von Herbert Arlt. Herausgegeben und kommentiert von Herbert Arlt.
El Salvador, Zentralamerika: Die drei Dichterfreunde Henri Michó, Pablo Vallejo und Rubén Asturias schreiben rebellische, kritische und sozialpolitisch engagierte Gedichte. Zudem haben sie vor Kurzem eine literarische Zeitschrift sowie eine Radiosendung gegründet, in denen sie, allen Warnungen zum Trotz, Politiker der Militärdiktatur sowie »hörige« Intellektuelle und Dichter anklagen. Doch als sowohl Pablo als auch Henri vom Militär entführt und die ersten Bomben in ihren Gärten deponiert werden, wird schnell klar, dass ihr widerspenstiges Schreiben und Sprechen nicht ohne Folgen bleiben wird. Sie müssen reagieren, nur wie? Sollen sie, zu Feinden der Diktatur geworden, ins Exil gehen oder die Waffe der Poesie durch eine echte ersetzen und sich den Guerillagruppen in den Bergen anschließen?
Im Lager Theresienstadt, 1944: Der Dirigent Rafael Schächter schafft es trotz zahlreicher Widerstände und Opfer mit einem Chor aus jüdischen Mithäftlingen Verdis 'Messa da Requiem' aufzuführen. Im Publikum sitzen SS-Leute, der Lagerkommandant und Adolf Eichmann. Aus der Aufführung der mehrfach umgearbeiteten Totenmesse wird ein Aufschrei - »Dies Irae«, »Tag des Zorns«, »Libera Me«, »Freiheit für uns!«, schleudern die Sängerinnen und Sänger ihren Peinigern entgegen. Sie bewahren in der Kunst ihre Würde. Der tschechisch-jüdische Jurist und Autor Josef Bor (1906-1979) wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und überlebte als Einziger seiner Familie die Shoah.
Für Antoine Roquentin, Einzelgänger und Außenseiter in einer Provinzstadt, verliert das Leben plötzlich seine Selbstverständlichkeit. Unnachsichtig um Selbsterforschung bemüht, versucht er seinem immer stärkeren Ekel vor Dingen und Menschen auf den Grund zu gehen. Die Erfahrungen, Empfindungen und Visionen des Helden dieses ersten und bedeutendsten Romans des Existentialismus gaben Anstöße zu einer neuen Lebensphilosophie, die bis heute nichts von ihrer Brisanz eingebüßt hat.
Eine Übersetzerin und vier der namhaftesten Lyriker in deutscher Sprache haben sich einer gewaltigen Aufgabe gestellt: Sie haben sämtliche Gedichte, die Yeats in mehr als 50 Jahren geschrieben hat, neu übersetzt. Damit liegt zum ersten Mal dieses reiche und in seiner poetischen Vielfältigkeit nicht zu überbietende lyrische Werk eines der bedeutendsten Dichter der europäischen Literatur in kongenialen Übersetzungen komplett auf Deutsch vor. Ein Meilenstein in der Veröffentlichungsgeschichte des genialen irischen Dichters. Er beschwor die keltische Dämmerung und segelte in seinen Träumen nach Byzanz, er beutete sein Liebesunglück literarisch aus und lebte in einer eigenen esoterischen Welt. Er gründete ein Nationaltheater, besang den Freiheitskampf seines Volkes und wurde Senator des irischen Freistaats ...
