Erwin Jürgensen beruft sich auf Ansätze der dialektischen Wissenschaft, die davon ausgeht, dass der Mensch die gesellschaftliche Wirklichkeit schafft, die prägend auf ihn zurückwirkt. Damit dieser Prozess nicht blind verläuft, bedarf das handelnde Subjekt der ICH-Stärke, die das zielführende Kraftzentrum im Umgang mit der Welt, mit anderen Menschen und mit sich selbst darstellt. Der Autor beschreibt die Lernprozesse zum Erwerb der ICH-Stärke, die sich in politisch-historischer Bildung, in kultureller Bildung, in kommunikativer Kompetenz und in ICH-Identität niederschlagen soll. ICH-Stärke als Abwehr von Nationalismus, Neofaschismus, Antisemitismus und Irrationalismus.
Mensch (Thema)
Der moderne Individualismus ist zum Problem der westlichen Staaten geworden. Die Befreiung des Ichs führt in übersteigerte Ansprüche nach dem perfekten Leben. Bleibt es aus, folgen Enttäuschung, Aggression, Protest. Am Ende entlädt sich der Frust in der Ablehnung eines ganzen gesellschaftlichen Systems, im Extremfall in Hass. So gefährdet der Individualismus die Demokratie. Ist er als Idee noch zukunftsfähig? Mit der Renaissance ist der Individualismus angetreten, den Menschen aus den Zwängen von Tradition und Glauben zu befreien. Doch diese Freiheit brachte auch Vereinzelung, gemeinschaftsferne Lebensentwürfe und Konkurrenz. Menschen sind plötzlich allein auf sich zurückgeworfen. Die Gesellschaft zerfällt in wenige Gewinner und viele Verlierer.
Migration und Wanderungsbewegungen sind keine Phänomene der Neuzeit: Seit der Mensch den aufrechten Gang beherrschte, trieb es ihn aus seiner Heimat Afrika in die ganze Welt, auch nach Europa. Bis vor Kurzem lag diese Urgeschichte noch im Dunkeln, doch mit den neuen Methoden der Genetik hat sich das grundlegend geändert. Johannes Krause, einer der führenden Experten auf dem Gebiet, erzählt gemeinsam mit Thomas Trappe, was uns die Gene über unsere Herkunft verraten: Gibt es "Urvölker"? Wann verloren die frühen Europäer ihre dunkle Haut? Welche Rolle spielte die Balkanroute in den vergangenen 40 000 Jahren? Eine große Erzählung, die zeigt: Ohne die Einwanderer, die über Jahrtausende aus allen Richtungen nach Europa kamen und immer wieder Innovationen mitbrachten, wäre unser Kontinent gar nicht denkbar.
Worin liegen die Gründe für die bedrohliche Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen? In der kapitalistischen Struktur der Gesellschaft? In der 'Herrschaft über die Natur'? Doch: Wer 'herrscht' da über wen? Kann die Natur überhaupt ein beherrschtes 'Subjekt' sein? Die heutige Wirklichkeit der Naturaneignung und die philosophischer Tradition entstammenden Begriffe von 'Natur', 'Subjekt', 'Freiheit' und 'Herrschaft' zusammenzubringen, das ist keine einfache Aufgabe. Herbert Marcuse packte sie an - in seinen Ausführungen zu "Natur und Revolution", erschienen in einer Zeit, als ökologische Oppositionsbewegungen gerade aufkeimten. Sie waren eine Pioniertat, tastend genug, seinerzeit kaum beachtet; heute sind sie fast vergessen - und wiederzuentdecken.
Das zentrale Thema dieses Bandes, der vier Arbeiten zur Anthropologie und Philosophie der Politik enthält, ist die philosophische Dimension der Macht. Die Aktualität dieser Perspektive zeigt nicht zuletzt die vieldiskutierte Studie Die Grenzen der Gemeinschaft, die diesen Band eröffnet. Die Maske, die Rolle und die Praktiken der Distanzierung sind nicht allein Grundfiguren dieser Gesellschaftstheorie der Neuen Sachlichkeit, sondern der Lebensentwürfe in der Gegenwart überhaupt.
Was ist der Mensch?“ Diese Frage vereinigt nach Immanuel Kant in sich die drei Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Dieses Buch vereinigt in
Teil I: Philosophische Vorträge und in Teil II: Theologische Vorträge.
Im Teil I wird Leben und Lehre der großen Philosophen der Neuzeit dargestellt, von René Descartes und Baruch Spinoza bis hin zu Martin Heidegger und Jürgen Habermas. Das Zeitalter der Aufklärung wird
vielfach thematisiert. Beginnend mit der Frage „Was ist und bedeutet ‚Aufklärung‘?“ werden Immanuel Kant, Voltaire und die großen Religionskritiken von Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Friedrich Nietzsche vorgestellt, doch ebenso Blaise Pascal und Sören Kierkegaard als bedeutende Vertreter einer aufklärungskritischen Richtung. Das 20. Jahrhundert ist darüber hinaus vertreten durch Albert Camus, den Philosophen des Absurden, sowie durch Ernst Bloch, den Philosophen der Hoffnung.
Der Teil II ist sehr konzentriert auf die Theologie Dietrich Bonhoeffers ...
Gibt es Menschenrassen? Die Wissenschaft verneint diese Frage. Zweck der Rasseneinteilung ist es, angebliche und tatsächliche Unterschiede zwischen Menschengruppen zu benutzen, um diese zu hierarchisieren. Rassismus entstand als ideologische Rechtfertigung zur Unterdrückung anderer Völker. Eine Minderheit an Akademikern und politische Demagogen, die sich wissenschaftlichen Erkenntnissen widersetzen, bestreiten dies. So wie es Wissenschaftler gibt, die die Evolutionsbiologie verleugnen, gibt es auch solche, die am Konzept der Rasse festhalten. Dieses ist als »Scientific Racism« bekannt, der besonders in den USA virulent ist, aber auch in Europa Anhängerinnen hat. Michael Kubi setzt sich kritisch mit dieser pseudowissenschaftlichen Theorie auseinander.
Belarus, 1943: Florja, noch mehr Kind als Jugendlicher, buddelt am Strand nach alten Gewehren, um endlich Partisan werden zu können. Als er fündig wird, lässt er sich trotz des Flehens seiner Mutter rekrutieren und zieht stolz in den Kampf. Der kindliche Traum von Heldentaten und Abenteuer zerplatzt allerdings schon bei der Ankunft im Truppenlager, denn der Kommandant will ihn beim Einsatz nicht dabeihaben. Und so beginnt für ihn auf seinem Rückweg eine Odyssee, die ihn in nur wenigen Tagen mitten in die Hölle des Zweiten Weltkriegs führt. Elem Klimows letzter Spielfilm, dessen Drehbuch von der sowjetischen Zensur wegen seiner angeblich zu schmutzigen und naturalistischen Ästhetik sieben Jahre lang blockiert wurde, gilt vielen als eines der letzten großen Meisterwerke des Sowjetkinos und als bester Kriegsfilm der Kinogeschichte.
Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.
Altmanns Daseinsenthusiasmus ist mitreißend, Franz Schuh, WDR
Neben mir sitzt Platon (!), Typ gebrechlicher Großvater. Wir plaudern, und ich frage ihn, ob er glücklich sei. Bestimmt! Ja! Und warum? »¡La vida!«, das Leben sorge dafür. Kaum hat er die zwei Wörter ausgesprochen, schleudert er in einer scharfen Kurve vom Sitz. Als ich nach ihm greife, liegt er schon am Boden. Ich hieve ihn auf seinen Platz zurück, aber Platon bemerkt, dass sein Klingelgeld aus der Hosentasche flog. So suchen wir beide auf Knien nach seinem Besitz: sieben einzelne Pesos. Haben wir jede Münze gefunden, zieht wieder ein Lächeln über sein Gesicht.
